Schriller Aufschrei über die Verderblichkeit von Jugend und Schönheit
Ein barockes Welttheater. Alles ist fake und vergänglich.
Das Lamento von Coralie Fargeat darüber mündet in eine Aesthetik des Ekelhaften. Hollywood liebt die Schönheit und die Makellosigkeit, negiert die Vergänglichkeit – das zeigen auch viele Gesichter von Stars, die mit Hilfe von Schönheitschirurgen nicht so richtig altern wollen.
Wer seine Jugend und Schönheit erfolgreich verkauft und bekannt wird, der bekommt in Hollywood einen Stern auf dem Walk of Fame.
Zwei Storypflöcke rammt die Regisseurin in ihrem schrill-gestylten Klagelied gleich zu Beginn ein. Ohne Worte wird einem Eigelb eine Substanz eingespritzt. Es pellt sich daraus ein weiteres, das innerhalb des Eiweißes bleibt. Das ist die Wirkung der titelgebenden Substanz.
Der andere Pflock bezieht sich auf den Ruhm. Im Walk of Fame zementieren Bauarbeiter den Stern für Elisabeth Sparkle (Demi Moore). Sie ist es, die den Zenith ihres Ruhmes überschritten hat. Sie moderiert wie einsten Jane Fonda eine Fitness-Sendung.
Der maßlos überzeichnete und karikierte Produzent der Sendung, Harvey (Dennis Quaid), schmeißt Elisabeth raus. Er ist eine reine Witzfigur. Das ist egal, solange er die Macht to hire and to fire hat. Elisabeth verkraftet das schlecht, reagiert das mittels Verkehrsunfalls ab.
Dadurch kommt ihr eine seltsame Begegnung in den Sinn mit einem Typen, der sie über eine bestimmte Substanz informierte. Den kontaktiert sie. Jetzt passieren wundersame Dinge und sie meldet sich, mit dem Wundermittel der beinah ewigen Jugend ausgestattet, als Sue (Margaret Qualley) unerkannt zurück.
Sue ist so erfolgreich mit der Fitnesssendung, dass Harvey sie für die Moderation der Sylvestershow vorschlägt, eine PR- und Klatschspaltensensation. Hier wird sich der Film auf die Überfülle seiner simplen Message zuspitzen, so dicht, wie nur eine Barockkirche sich ausschmücken kann. Was dann doch noch ein Kunststück ist, da der ganze Film schon extrem pointiert, aufgesetzt, stilisiert, er selbst wirkt wie mit Botox übergespritzt, extravant zugespitzt ist mit jeder Menge Schockschnitten und Schocktönen, die offenbar allesamt das Monster, das im Tiefinneren der Hollywoodschönheit steckt, zum Verstummen bringen wollen.
Viele verwenden hier den Begriff des Body-Horror wie schon für Crimes of the Future von David Cronenberg oder auch für Poor Things. Mir scheint das eher ein modischer Begriff zu sein. Horror ist Horror. Und dann gibt es noch den Psycho-Horror.