Was ist schon normal? – Un p‘ tit truc en plus

Noch eins draufsetzen,

so könnte handgelenkmalpi der französische Originaltitel deutlich passender übersetzt werden, die deutsche Frage hört sich so bierernst an.

Dabei ist der Trick in diesem Feelgood-Movie von Artus, der mit Clément Marchand und Milan Mauger auch das Drehbuch geschrieben hat, überhaupt nicht diese zweiflerische oder grüblerische Frage.

Alles ist das Normalste – und ein kleines Stück dazu – im Wohnprojekt Fliederbaum, einer WG aus Behinderten und Betreuern. Hier wird zur Realität, dass das Gros der Akteure aus dem Behindertenbereich kommt, noch im Sinne einer besten Unterhaltung fett eins draufgepackt, vor allem die Story dient gewiss nicht der Tiefgründigkeit oder als Analyseobjekt.

Sie ist nur der Vorwand, um den Sommerferien der WG auf einer beneidenswert malerischen und beneidenswert abgelegenen Alm, noch was draufzupacken, zur Erhöhung des Vergnügens. Somit wird auch der an sich schon lebendigen WG-Stimmung noch eins zugesetzt, was dem Kinovergnügen garantiert keinen Abbruch tut und die WG-Charaktere überzeugend agieren lässt.

Die beiden Juwelenräuber Paul (Artus) und La Fraise (Clovis Cornillac), werden für den Nachzügler Sylvain und seinen Betreuer gehalten. Das ist ein Urkomödienkonstrukt oder Komödientrick, Menschen in eine unvorhergesehene Rolle zu drängen, den Juwelendieb Paul in die Rolle des Behinderten Sylvain, den noch keiner in der Gruppe kennen kann.

Weil Paul zu bequem war, einen gscheiten Parkplatz für ihren Fluchtwagen zu suchen und ihn ausgerechnet auf einem Behindertenparkplatz abgestellt hat, wird dieser abgeschleppt, denn er ist dem Behindertenurlaubsbus im Weg.

Auf der Flucht vor der Polizei kommt den beiden Dieben die Behindertengruppe gerade recht. Und schon gibt es kein Entkommen mehr.

Kurz noch wirft der Film einen Blick auf den echten Sylvain. Der wiederum gerät in eine gutgelaunte Gruppe von Normalos auf Ferientripp.

Aber das Feelgoodmovie kann bis auf einen späteren kurzen Schwenk auf den echten Silvain auch ohne Fortspinnen dieses Geschichtsstrangs auskommen, genau so, wie es relativ egal ist, was eigentlich aus der Beute wird.

Spannend ist das Zusammenspiel zwischen Behinderten und Dieben. La Fraise, der sich erst widerwillig in die Betreuerrolle begibt und dann mit dem Fußballfan zusammenspannt. Die Beziehungen, die sich zwischen dem vorgeblich behinderten Paul alias Sylvain und anderen entwickeln.

Es geht ums Kochen, Fußballspielen, Meditieren, Bootsausflug (der ist ziemlich riskant). Und einmal ums Einkaufen. Es entwickeln sich menschliche Drähte und auch kleine Dramen. Der Gemeinschaftsfunke springt über von der Leinwand und dass plötzlich normalerweise zurückhaltende Menschen sich umarmen, verwundert weiter nicht. Logo, dass der Handyempfang auf der Alm erschwert ist; ab und an meldet sich der Hehler des Juwelendiebstahles bei La Fraise.

Ein Gedanke zu „Was ist schon normal? – Un p‘ tit truc en plus“

  1. Sehr interessanter Film mit vielen Finessen, die auch „Normalen“ viel bringen können! Alice ist super und mein Idol für lange….

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