Ellbogen

Junge Frau allein in Istanbul

Dieser Film von Asli Özarslan, die mit Claudia Schaefer das Drehbuch nach dem Roman von Fatma Aydemir geschrieben hat, steht in Deutschland mit dem Subventionsfuß auf und findet in Istanbul zur großen Kinoform.

Als i-Tüpfelchen dazu gibt es einen Gastauftritt einer der Istanbuler Straßenkatzen, denen der Film Kedi gewidmet ist, und denen für ihren Auftritt ausdrücklich im Abspann gedankt wird.

Auch Crossing – Auf der Suche nach Thekla konnte dem Charme dieser Katzen, die für Istanbul als Sympathieträger wirken, nicht widerstehen.

Vielleicht kann man diese Katze als ein Symbol für die großartige Protagonistin Hazal (Melia Kara) lesen, offenbar eine Entdeckung, das andere Symbol für sie dürfte der Filmtitel sein, der sich mit dem Romantitel deckt.

Als Katze streift sie heimatlos durch Istanbul und fühlt sich nicht so unglücklich wie in Deutschland. Der Ellbogen spielt auf die Eigenschaft an, die sie zum Überleben braucht, sowohl in Deutschland als auch in der Türkei.

In Deutschland machen ihr Einwandererdefizite zu schaffen. Es sind Bildungslücken, es ist möglicherweise die Ausländerrolle, es ist die Integrationspolitik, die die Zuwanderer nicht für voll nimmt.

Mit einer Bewerbungstrainingsszene fängt der Film an und wirkt dadurch als typisch deutscher Themenfilm, in welchem Integration vom hohen Ross herab betrieben wird. Der zu Integrierende ist der mit Mängeln behaftete und er hat sich gefälligst klein zu machen. Das fehlt vielleicht etwas im Film, wie Hazal diese erwartete Mängelexistenz kompensiert. Denn der Mensch muss ja vor sich selbst bestehen können. Und kein Lebenssinn kann in der Integration bestehen. Die mag eine Aktivität sein, mehr oder weniger nachdrücklich verfolgt, aber sie macht auch nicht die Würde des Menschen aus. So aber kommen diese anfänglichen Sequenzen im Film daher.

Hazal kommt mit den Integrationsbemühungen ihrer Umwelt nicht klar. Das führt dazu, dass sie sich in Istanbul wiederfindet, in Deutschland wird sie wegen Totschlages gesucht. Sie findet Unterkunft bei Mehmet, einem Junkie. Der schläft mit ihr lediglich zur eigenen Befriedigung, ein eigenartiges Erlebnis für Hazal. In Gesprächen mit seinem Mitbewohner muss sie sich anhören, dass sie wohl keine Ahnung vom Leben in der Türkei habe. Nach einer Polizeirazzia bei Mehmet findet sie sich allein auf den Straßen Istanbuls, wie einer Straßenkatze.

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