Die Ironie des Lebens

Vom Witzereißer zum Prediger,
Bekehrungsschnulze mit vorbehaltloser Bewunderung des Lebens im Luxus

Uew Ochsenknecht ist der erfolgreiche Moderator Edgar. Er lebt supermondän am Starnberger See, hat einen Jaguar mit Chauffeur (Henning Peker) und steigt nur in den teuersten Hotels ab und dort in exklusiven Suiten.

Dies schildert der Film von Markus Goller (Simpel, 25 Km/h) nach dem Drehbuch von Oliver Ziegenbalg (Russendisko, Frau Müller muss weg, 25 Km/h) in höchst bewundernden Tönen; kein Stäublein, kein Kakerlack trübt die edle reiche Welt; sie wird distanzlos als erstrebenswert dargestellt. In Zeiten der sich weitenden Spaltung Arm/Reich im Lande, wäre eine kritischere Haltung dieser immer mehr sich abhebenden Luxuswelt wünschenswert.

So reich wird man in Deutschland nicht mit guten Witzen, sondern nur mit der Ausbeutung der billigsten Klischees über Frauen, über Ehefrauen. Von dieser (Corinna Harfouch) ist Edgar schon lange getrennt, er kennt auch seine beiden Kinder kaum (Robert Gwisdek und Emilia Schüle).

Die Auftritte als Moderator spielt Uwe Ochsenknecht ganz prima. Im Abspann ist ein Coach dafür genannt, ein BR-Moderator, der offenbar so schlecht ist, dass der BR ganze Inseratenserien in den Zeitungen platziert hat, mit dem Namen dick drauf. Die Erfahrung lehrt, dass Leute, die in ihrem Beruf nicht unbedingt gut sind, durchaus taugliche Lehrer/Coaches sein können, man denke an Pestalozzi, dessen Erziehungslehre und wie er bei der Erziehung der eigenen Kinder schauderlich versagt hat.

Die Erwartung, dass ein so vielfältig geförderter deutscher Kinofilm auch nur annähernd an themenverwandte Filme wie Entertainment oder The Comedy herankomme, traut man sich eh nicht zu haben.

Mit dem Auftritt von Corinna Harfouch als Eva nach einer Vorstellung in die Garderobe des Witzereißers allerdings wird klar, dass hier an einen rührseligen Krebsfilm gedacht ist. Rührselig durch das Spiel von Corinna Harfouch mit diesem Kleinmädchengetue, wie es mir schon bei Schauspielanfängerinnen aufgefallen ist.

Sie platzt nach Jahrzehnten in das Leben ihres Ex mit der Nachricht, dass sie Krebs habe in einem Stadium, dass sich eine Therapie aus ihrer Sicht nicht mehr lohne.

Abgesehen davon, dass es mir schwerfällt, die beiden unterschiedlichen Schauspielerkaliber als ein realistisches Paar vorzustellen – da ist vermutlich rein nach Subventionsbankability der Namen besetzt worden -, ist noch unglaubwürdiger, wie Edgar, kaum hat sie die Garderobe nach dieser Nachricht verlassen, ihr nachjagt und unbedingt dieses Leben retten möchte. Ein Pfingsterlebnis vielleicht, vom Film aber nicht als solches gekennzeichnet. Jetzt muss auch er auf den Modus der Rührseligkeit umschalten.

Und da hier ganz offenbar eine Schnulze beabsichtigt ist, wird es zu einer Familienzusammenführung kommen. Aus dem Witzereißer wird ein Prediger, der der Versöhnlichkeit das Wort redet. Der Film ist für diese Message deutlich zu lang. Auf die bemühte Gesangseinlage der beiden Protagonisten am Weißen Flügel hätte gern verzichtet werden dürfen. Nicht jeder, der sich für einen begnadeten Sänger hält, sollte dies auch öffentlich kundtun.

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