Diktatur und Sport.
Scheiße,
das ist das erste Wort, das in diesem Film von Sarah Neumann fällt. Aber ansonsten ist der Film eine faszinierende Fingerübung in filmischem Erzählen.
Es ist die Verfilmung des Romans „Jenseits der blauen Grenze“ von Dorit Linke, einer Fluchtgeschichte aus der DDR.
Der Film erinnert in seiner Kargheit und Einfachheit an das schnörkellose Kino der DDR.
Er erzählt die Geschichte von den drei Jugendfreunden Hanna Klein (Lena Urzendowsky), Andreas Kuschwitz (Willi Geitmann) und Jens (Jannis Veihelmann). Sie sind um die 16. Andreas und Hanna sind schon Buddelkastenfreunde gewesen. Der Pastorensohn Jens ist ein Neuzuzug.
Hanna ist eine exzellente Schwimmerin und wird an der Schule entsprechend gefördert. Sie ist eine Medaillenhoffnung und über ihr schwebt das Damoklesschwert einer Sportschule, was den Wegzug und das Ende der Freundschaften bedeuten würde.
Andreas hat ein lockeres Mundwerk, macht sich so bei den Lehrkräften und Funktionären nicht beliebt; die Verhältnisse bei ihm zuhause sind nicht berauschend; sein Vater ist gewalttätig. Während der Vater von Hanna bettlägrig ist. Ihm liest sie ab und an vor.
Der Druck auf die Sportlerin wird stärker. Man denkt an den Film Tatami, bei dem die Beziehung zwischen Sport und Diktatur ins Extrem getrieben wird.
Auch für Hanna wird es schwierig. Freund Jens zieht in den Westen, die Eltern haben die Ausreise bewilligt bekommen. Andreas schmiedet Fluchtpläne, weiht Hanna ein. Sie will auch mit auf die Flucht.
Es wird eine lange Flucht, schwimmend über die Ostsee im Neopren-Anzug und bepackt mit Überlebensutensilien. Eine Schnur verbindet die beiden.
Die Flucht selber schneidet Sarah Neumann immer wieder zwischen die Zeit davor, in der die Idee dazu gedeiht und die Vorbereitungen getroffen werden. Pointiert zeichnen die Dialoge das Bild des peinlich-ideologisch organisierten Staates. Aber die drei Freunde habe auch ihren Freiraum. Güterwaggons an einem verlassenen Bahnhof sind ihr Treffpunkt. Auch diese Jugend hat ihre romantische Seite.