Sich faszinieren lassen
und ein bisschen inszenieren,
das scheint das Dokumotto von Alberto Marín Menacho gewesen zu sein, um die Ortschaft Salvaléon in der Extremadura in Spanien zu porträtieren.
Schon Bunuel war von der Extremadura fasziniert. Er inszenierte dort den Film Las Hurdes als ein Beispiel für extreme Armut im ländlichen Spanien. Ein Spielfilm, der so tat, als sei er eine Dokumentation.
Alberto Marín Menacho ist da offener in seiner Vorgehensweise. Er fängt den Film mit einer Castingsituation an. Der elfjährige Juan Francisco erzählt, dass er noch nie in einem Film gespielt habe, dass er noch kein Casting gemacht habe und warum er die Haare wachsen lässt. Das hat einen ganz persönlichen Hintergrund. Er wird einer der Protagonisten sein.
Der Dokumentarist bekommt auch Juans Schwester und Mutter vor die Linse. Und viele weitere Bewohner des Dorfes, das vielleicht 1600 oder 1700 Einwohner hat. Es ist ein Dorf unserer Zeit. Hier trifft die Moderne auf Ländlichkeit, auf Weite, Abgeschiedenheit, Ärmlichkeit, Vergessenheit, Verlorenheit. Es sind Sehnsuchtslandschaften für die ins Internet und die Mobiltelefonie eingespannten, eingestrickten Großsädter. Aber um die Moderne ist nicht herumzukommen.
Im Dorf gibt es eine Fleischfabrik. Aber auch die Landwirtschaft mit Kühen, Schweinemast, Obstanbau, Oliven, Korkeichen. Die Jugend fährt Mofa, geht in die Disco und spielt Videogames. Das Mobilphon ist ein untentbehrliches Kommunikationsmittel, nicht nur für die Verwandte, die im Krankenhaus ist, auch zum Festhalten von Waldbränden oder dem Löschhelikopter, um sich selbst im Spiegel zu fotografieren.
Es ist ein ungezwungenes Betrachten des Dorfes, ein Film für Müssiggänger und für Leute, die zu bequem zum selber Erkunden sind. Es ist ein Film, der gar nicht erst Systematik und Vollständigkeit vorgibt. Es lässt die Dinge auf sich zu kommenen.
Der Film ist dabei, wenn die Dörfler mit ihren Windhunden jagen, wenn sie Falken trainieren, aber auch bei der Jugend in der Turnhalle oder beim rauschenden Bach, wenn die Leute schwimmen. Er lässt den Jungen durch einen herrlichen Farnwald gehen; Naturidylle pur. Wenn Gelegenheit ist, setzt er die Leute mit innerem Monolog vor die Kamera oder inszeniert auch mal ein Gespräch über das Leben im Dorf, das Auswandern, die Liebe. Oder er wirft einen Blick auf die Geschichte rund um einen entlaufenen Esel.