Die Welt der Animateure
Der Film von Sofia Exarchou taucht ein in die Welt der Animateure auf einer griechischen Urlaubsinsel.
Das Hauptaugenmerk gilt der Tänzerin und Karaoke-Sängerin Kalia (Dimitra Vlagopoulou). Um sie herum sind die rätselhafte Eva aus Polen (Flomaria Papadaki) und weitere Animateure wie Simos (Ahilleas Hariskos), Thomas (Chronis Barbarian), Jonas (Voodoo Jürgens), Sergey (Kristof Lamp).
Der Film lässt sich vor allem vom Milieu faszinieren. Dieser Enthusiasmus, diese Stimmung, die Sorglosigkeit der Lebensentwürfe der Gaukler (ein ganz fernes Echo an die Welt aus „Abendstunde der Gaukler“ oder „La Strada“, oder auch Rimini)
Der Film kümmert sich wenig um die Ortung. Dass er in Griechenland auf einer Insel spielt, wird dezidiert erst kurz vor Schluss sozusagen amtlich. Darum scheint es der Filmemacherin nicht zu gehen. Sie mag den Strand, das Meer, wenn dort nicht Betrieb herrscht, die Barackensiedlung, die Atmosphäre im Club Apollo oder im feinen Hotel. Sie mag die Show-Nummern, die Künstler hinter der Bühne. Ein kleines Mädchen lebt mit den Künstlern, darf auch mal auftreten.
Es gibt Momente, die etwas unter die Oberfläche schauen lassen, aber der Film hütet sich vorm Drama oder vor der großen Liebesgeschichte. Alles ist vergänglich. Nur der Tag zählt.
Es gibt eine Verletzung, die darauf hinweist, auf wie dünnem Eis solche Künstlerleben gebaut sind. Es gibt Liebesgeplänkel unter Kollegen oder mit Gästen. Die Atmosphäre ist erotikgeschwängert. Es gibt den Moment der Überstrapaze, in dem Kalia in eine Krise schlittert.
Generell gilt: Lächeln, die Lust am Leben wird propagiert, der Elan der Jugend. Das kommt so glaubwürdig rüber, dass der Eindruck entsteht, es handle sich teils um einen Exploitation-Film, der einen realen Club mit realen Animateuren als Hintergrund für die Szenen benutzt, in denen er tiefer in die Akteure hineinhorcht. Hier tauchen Fragen auf, warum man das mache, wie lange schon.
Es gibt auch zwei, ja sogar drei Erklärungen für den Titel. Die eine ist bereits in der grafischen Gestaltung des Titels enthalten. Hier fällt nach ein paar Sekunden das „l“ am Schluss weg. Es bleibt die Anima, die Seele, was sicher auch als Zugeneigtheit des Filmes zu seinem Objekt – oder gar Subjekt – gelesen werden kann.
Einmal erzählt Kalia von einem Auftritt bei ätzender Hitze in Griechenland. Die Tänzerinnen trugen über den Bodys in den Farben Russlands schwere Pelze. Diese „Tiere“ lasteten auf ihnen, seien über ihnen gewesen. Die Last des Unterhaltungsgewerbes. Eva erzählt von einem Traum, der mit ihrer Herkunft zu tun hatte, da haben die alle geschaut mit großen Augen wie Tiere.