Sleeping Dogs: Manche Lügen sterben nie

Das Gedächtnis, das Gedächtnis

ist ein seltsamer Player, was es behält, was es wegsperrt, was es präsent hält als Ich-Konstitutens.

Keine Ahnung, nach welchen Algorithmen, nach welchem Prinzipien es handelt, wie diese das Gedächtnis bestimmende Instanz aussieht. Ein Thema für die Wissenschaft, für die Wissenschaften. Für die Medizin, wenn das Gedächtnis anfängt löchrig zu werden und die Ärzte von Alzheimer sprechen. Aber auch rätselhaft, wie es im deutschen Titelzusatz heißt, welche Lügen nie sterben.

Russel Crowe als Ex-Cop Roy Freeman leidet unter Gedächtnisverlust. Seine bescheidene Behausung ist voll von Aufklebern mit Texten drauf, dass er Roy Freeman sei, dass das der Kühlschrank sei, alles soll seiner Erinnerung auf die Beine helfen.

Möglicherweise ist Freeman aber auf dem Weg der Heilung. Er nimmt an einem medizinischen Experiment teil. Es sind ihm Chips unter die Gehirnhaut eingesetzt worden; darauf lassen zwei Nähte auf dem glatt rasierten Kopf schließen. Vielleicht wird das Expermiment seinem Gedächtnis auf die Sprünge verhelfen.

Der bildliche Reiz, der mit der OP verbunden ist, sind zwei Kopfbedeckungen, eine medizinische weiße und eine schwarze Wollmütze. So eine lässt den Kopf eines Mannes immer als was besonders Kühnes erscheinen.

Als Test für das Expermiment muss ein alter Fall herhalten im Film von Adam Cooper, der mit Bill Collage auch das Drehbuch nach dem Roman von E. O. Chirovici geschrieben hat.

Es ist ein Fall von vor zehn Jahren, der offenbar nicht besonders sorgfältig behandelt worden ist. Der mutmaßliche und geständige Täter Isaac Samuel (Pacharo Mzembe) sitzt in der Death Row und erwartet den baldigen, von Menschen verursachten Tod.

Das Projekt „Clean Hands“ wendet sich an Roy, er möchte doch mit dem Delinquenten sprechen. Das ist ein Vorgang auf Glatteis, bei dem man ständig befürchtet, das Gedächtnis könnte ihn im Stich lassen.

Trotzdem bringt Roy den Fall wieder ins Rollen. Es geht um die Ermordung des Wissenschaftlers Dr. Joseph Wieder (Morton Csokas). Der hat sich erfolgreich mit Traumbehandlung beschäftigt. Irak-Kriegestraumata. So kommt die Wissenschaft ins Spiel und damit, was leicht ins Kriminelle abgleitet, der Streit um Autorenrechte.

Schritt für Schritt wühlt sich Roy in die Akten ein. Er begegnet jeder Menge Menschen von früher. Alles sind nicht unbedingt sympathische Figuren. Die Frage nach dem wahren Täter führt uns einen breiten Kosmos an Zeitgenossen vor, mit denen man nicht unbedingt befreundet sein möchte, Wissenschaftler, Cops und Gröberes. Geheimnisvoll wirkt es, wie sich das Gedächtnis von Roy nach und nach wieder zu rebooten scheint.

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