Spiel mit Welten
Dieser Film ist ein Spiel mit Welten, die uns aus den Nachrichten verschiedenster politischer Systeme und Utopien nur bestens vertraut sind.
Hier werden die Ideale reduziert auf die Begriffe „Sicherheit, Vernunft, Heiligkeit“; insofern spielt ein Gott eine Rolle. Die erste Welt ist Schirkoa. Das ist die dikatorische, absolutistische, anonymisierte Welt, zu der sich möglicherweise ein früherer Idealismus, wie einsten der Kommunismus oder der Sozialismus, entwickelt hat. Hier laufen die prima animierten Menschen alle mit Tüten auf dem Kopf rum. Die Regierung besteht aus vier verquasten Intellektuellen mit noch größeren Tüten auf dem Kopf – diese Parlamentsszenen wirken besonders kafkaesk und erinnern auch an das Ballett „Der grüne Tisch“.
Kopftütenlosigkeit ist verboten. Ebenso wohl Individualität. Die Menschen haben auf der Stirnseite der Papiertüten über dem Kopf lediglich Nummern. Zwei der Hauptrollen sind die Nummer 197a (der ist sogar bei der staatlichen Verwaltung angestellt) und 242. Egal. Alles gleich.
Immerhin gibt es einen Blue District und auch Balkonien-Liebes-Romantik. Aber selbst in dieser Vorstellung einer Gesellschaft kommt es nach illegalen Flugblattaktivitäten zu einer Revolution. Die wird blutig gerächt mit dem Ansatz einer Hexenverbrennung.
Zwei der Protagonisten wollen sich vom Hochhausdach stürzen. Dagegen steht die Erkenntnis, dass Sex vor so einem Selbstmord, diesen für mindestens 6 Stunden aufschieben würde. Sie überleben.
Es gibt die andere Welt, die von Schirkoa als die böse geschildert wird, die Feindwelt, die Welt der Anomalia und als besonders gefährlich werden die Immigranten geschildert, die gejagt werden müssen.
Diese Welt des Abnormen ist bunt, vielfältig, chaotisch, sie lobt aber auch die Lüge. Es ist eine Welt der Künstler und der Show. Und wie in ihr ein Attentat passiert, greift sie gedanklich zu Strafmodellen nicht viel anders als Schirkoa. Es ist die Welt von Paraden und Partys.
Es gibt noch eine dritte Welt. Die scheint sich am Religiösen und am Buddhismus zu orientieren.
Ishan Shukla hat diesen Film nach einer Graphic Novel und nach seinem eigenen Kurzfilm in besonderer Animationstechnik geschaffen. Es sind Welten, die an jene aus Videospielen erinnern; sie wirken aber auch näher an der Realität. Tja, der Traum von der Gleichheit der Menschen wird hier eher kritisch gesehen; ein Film vielleicht symptomatisch für unsere Zeit des offenen Kampfes der Systeme und eines tief sitzenden Skeptizismus allen Herrschaftsformen gegenüber.