Gloria!

Floristenkino gepaart mit Revenge an einem Drecksack

Tatsächlich kommt der Hinweis auf das Floristenkino im Film selbst gegen Ende vor. Er sei gewidmet all jenen vergessenen, weiblichen Komponisten aus dem Kloster Sant Ignazio bei Venedig aus der Zeit um 1800. Sie seien wie gepresste Blumen in einem Poesiealbum.

Ganz so trocken ist der Kerzenscheinlichtfilm dann doch nicht. Er ist überwiegend wie ein Gesteck aus lauter Darlings. Darling hier genommen für Bilder, in die sich Regisseurin Margherita Vicario, die mit Anita Rivaroli auch das Drehbuch geschrieben hat, verliebt hat, von denen sie sich nicht trennen kann. Und es sind auch lauter wunderbare, bezaubernde Bilder.

So ein Konvent und erst recht die jungen hübschen Frauen darin, sind deutlich bildergiebig. Mei, an welchen liebevollen Details sich das Auge ergötzen kann. Man könnte ins Schwärmen kommen. Wenn denn nicht ein Kuchen aus lauter Zucker nicht irgendwann unerträglich wird.

Immerhin gibt es ein Stück Geschichte. Ein Papstbesuch steht bevor im Kloster. Der kotzunsympathisch-schmierige Pastor und Musiker Perlina (Paolo Rossi) soll dafür eigens eine Komposition schreiben. Die aufzuführen dürfte bei all den vielseitigen musischen Begabungen der jungen Frauen, sowohl als Instrumentalistinnen als auch als Sängerinnen, kein Problem sein.

Das Problem ist allerdings das Komponieren. Das haut beim Padre überhaupt nicht hin. Unter den jungen Frauen entwickeln sich dagegen kreative Eigendynamiken. Die werden noch angefeuert durch die Scheußlichkeiten, die die katholische Kirche mit all ihrem Jubilieren seit Jahrhunderten zu kaschieren vermag.

Es geht um vorenthaltene Liebsbriefe, Schenkungen, um unerlaubte sexuelle Beziehungen, um Gewalt gar, um das Schweigegebot von Teresa (Galatéa Bellugi).

Ein besonderes Tragikum spielt sich um Lucia (Carlotta Gamba) ab. Und bei so vielen hübschen Frauen und unattraktivem, altem Pfarrerpersonal, braucht es auch einen jugendlichen Galan, Cristiano (Vincenzo Crea). zur Ausweitung des Fächers der Sündhaftigkeit.

So ist in dem wunderbaren Blumengesteck ein bisschen Dramatik verborgen, die spitzt sich beim Papstbesuch unbändig zu, so dass der Eindruck entsteht, jetzt soll es dem verkorksten, männlichen, verrotteten Personal mal so richtig gezeigt werden. Womit unverhofft noch das Revenge-Element zum Tragen kommt. Ah ja, für ansatzweise geistigen Input ist auch gesorgt: es gibt eine Verbindung zu Madame de Stael.

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