Paolo Conte alla Scala

Genusskino

Ein eleganter Mix aus Konzertmitschnitten, Drumherum-Impressionen von der Scala und deren exquisitem Publikum, Proben, Archivfootage mit Statements des großen Künstlers Paolo Conte über seine Entwicklung und seine Haltung zur Kunst und auch über sein Publikum, das durchaus gepflegt sei, aber auch neugierig auf Neues.

Kein Wunder ist der Jazz-Chansonnier beim Jazz gelandet. Seine ersten musikalischen Eindrücke schildert er als auf dem Lande, wie er den Traktor des Nachbarn hörte.

Der positive Einsatz führte ihn dahin, wo er jetzt ist. Auch seine Selbstreflexion von Kunst, der Nebel (der Erkennntis), seine Neigung zu Tiefe, Freiheit, Wahrheit, Essenz, also nicht das Repetitive der klassischen Kunst, das Abarbeiten von Kanons.

Auch die Improvisation, das Scatten, ja das Machen reiner Sch- und Windgeräusche mit dem Mund oder der Einsatz einer kleinen Tröte. Begleiten lässt er sich von einem vielseitigen Orchester mit Zupf-, Streich- und Schlaginstrumenten jeder Art, gelegentlich begleitet von drei antörnenden Sängerinnen; die Musik von ihm arrangiert und komponiert; die Welt inspiriert ihn, die Gerüche und Farben von Landschaften und Städten, die Charaktere der Menschen und die Differenzen der Möglichkeiten von Musik im Vergleich zur Literatur.

Hinzu kommt die Reife, das Alter, die Erfahrung, die Gelassenheit, die Intimität zu seiner Musik, die Vertrautheit.

Der Film von Giorgio Testi, der mit Pasquala Plastino auch das Drehbuch nach einer Idee von Caterina Caselli geschrieben hat, ist so wunderbar zu genießen, weil die Musik nicht verhackstückt wird. Mit eleganter Kamera werden ganze Songs, Musik- und Gesangsnummern im Film belassen. Der Beifang kommt als ungezwungene Beilage zwischen die Musik-Acts.

Ein Film, der dem großen Künstler ungeschmälert die Ehre gibt, ohne ihn zu überhöhen, der seinen Mitkünstlern einen würdigen Platz einräumt und sie entsprechend zur Geltung kommen lässt. Und so ist denn hier der Applaus des Publikums, der auch seinen Platz findet, ausnahmesweise mehr als angebracht in einem Film.

Das Phänomen alter Künstler.

Der Film ist eingeteilt in die Akte des Konzertes. Anfangs des Aktes fängt hinter der Bühne an. Der Vorhang wird geöffnet, der Künstler wird an den Rand der Bühne begleitet und unter aufbrandendem Applaus begibt er sich zum Flügel inmitten des Orchesters. Im zweiten Akt eine lange Impro-Session mit Solos einzelner Orchestermusiker, was er musikstilistisch als Basar bezeichnet, der ihn immer aufs Neue verwundert und begeistert.

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