Im Photoatelier –
Subalternentum
Karl Valentin und Liesl Karlstadt als Lehrling sind im Fotoatelier Bella Donna angestellt. Die Fotos macht der Meister. Sie sind lediglich Handlanger.
Der Meister verreist für ein paar Tage und überträgt den beiden unvorbereiteten Untergebenen die Verantwortung. Da sie solche nie gelernt haben, geraten sie ständig ins Straucheln. Erst wollen sie das Dachatelier gar nicht aufmachen, sondern Party feiern und rauchen. Wie der Chef unvermutet zurückkommt, verhaspeln sie sich in Widersprüche und Lügen und Erfindungen; hilfreich sind Missverständnisse jeglicher Art, dass man Wörter wörtlich nimmt oder besonders dumm damit umgeht.
Wie sie beim nächsten Klingeln glauben, es sei wieder der Meister, kommt richtige Kundschaft. Die hat es in sich. Die Oma missversteht das mit dem Baby, das sie nackt ausziehen soll, einer ist ein Henker, bei dem muss man vorsichtig sein und ein Brautpaar ist definitiv zu groß, zu lang, um auf einem Hochzeitsbild Platz zu haben. Klar ist nur, dass man in der Dunkelkammer nichts sehen kann. Und zwischendrin verknotet Karl Valentin kurz mal genial seine Beine.
Die Orchesterprobe –
Unbotmäßigkeit
Auch im Orchester heißt es, sich unterordnen. Solches wird gerne kompensiert in üblem Geratsche über den Boss.
Karl Valentin ist Orchestermusiker (Trompete, Geige, Schlagzeug). Liesl Karlstadt ist der Kapellmeister. Valentin ergeht sich in üblen Tiraden über ihn. Dieser hört zu. Dass er ertappt wird, überspielt Valentin mit Kritik an der Krawatte des Kapellmeisters, die schief hängt.
Auch hier gehört zur Dialogmethode das ständige Missverständnis, das bewusste meist, das gezielt eingesetzte, Rhythmus, was ist das, nein, wer ist das, ach so, denn kenne er.
Unbotmäßig ist Karl Valentin. Er unterbricht andauernd die Probe. Einmal stört ihn sein Hosenträger, dann hört er einen Ton. Eine Diskussion entbrennt über den Schlagzeuger, der nicht da ist, sieht man, dass er nicht da ist, kann man jemanden sehen, der nicht da ist.
Gekrönt wird der Kurzfilm mit einem Furioso am Schlagzeug, das Noten, Notenständer, alles durcheinanderwirbelt, um dann kräftig in den Schlussakkord einzustimmen.
Ein Dialog zwischen den beiden Protagonisten artet aus in einen Fechtkampf mit Geigenbogen und Dirigentenstab. Eine Rechthaberdiskussion entbrennt um die Anekdote, die Valentin zum Besten gibt, das sei eine Überraschunge, ein Zufall oder mehr, er spreche von einem Radfahrer und tatsächlich sei in diesem Moment einer dahergekommen.
Im Schallplattenladen –
Kulturgut-Zertrümmerer
Karl Valentin ist ein wählerischer Kunde, der nicht weiß, was er will und die Verkäuferin Liesl Karlstadt zur Verzweiflung bringt. Im Laden gibt es eine biegsame Platte, alle anderen sind starr und zerbrechlich. Die Zerbrechlichkeit will systematisch getestet sein. Und dann noch eine, fast schon wie Tortenschlachten bei Laurel und Hardy, am eigenen Kopf zerbrochen und dann noch eine am Kopf der Verkäuferin. Am Schluss gleicht der Laden einem Schlachtfeld und die letzten Kunden sind vertrieben. Karl Valentin wütet im Plattenladen wie der Elefant im Porzelladen. Man sollte nicht auf Platten tanzen wollen.
Der Firmling –
Gegen den Benimm und dagegen, dass manche glauben, sie seien feiner als andere
Karl Valentin als Vater und Liesl Karlstadt als köstlicher Firmling wollen den Tag in einem feinen Lokal feiern, in einem Lokal der Bourgeoisie, der sie nicht angehören.
Sie sind hier deplaziert und haben keinen Benimm comme il faut. Gleich zu Beginn legen sie eine grandiose Slapsticknummer hin, in der kein Stuhl und kein Tisch auf seinen Beinen bleibt; naturhafte Hindernisse auf dem Weg zu einem Feiertagsessen.
Aber wenn man glaubt, Affentaler sei ein anderer Käse als Emmentaler, weil man ja auf das Essen fixiert ist, so führt das zu unendlichen Missverständnissen, die auszuräumen kaum was hilft; wie will man denn den Käse mit dem Korken aus der Flasche herauszaubern. Der Vater besäuft sich am Schnaps und der Firmling bekommt eine Limo mit Strohhalm, mit dem auch umgegangen sein will.
Das ganze Lokal bekommt die Geschichte mit, wie der Firmling an seinen passgenauen Anzug gekommen ist, weil einer zu kaufen zu teuer war, aber ritsche-ratsche mit der Schere kann so ein Teil so zugeschnitten werden, dass es aussieht wie angegossen.
Die Abwesenheit jeglicher Art von Benimm illustriert der Firmling außerdem mit einem fast chronischen, kindlichen Lachen, es prustet nur so aus ihm raus, egal was passiert, er findet alles fei zünftig. Widersprüche, die das Leben schreibt, wenn nichts Passendes zusammentrifft. Und im Suff rutschen dem Vater weinerliche Kriegskameradensentimentalitäten heraus.
Die Erbschaft –
Der Besitz der Besitzlosen
Wer keinen Besitz mehr hat, dem wird auch dieser noch weggenommen.
Karl Valentin lebt als Karl Meier mit seiner Frau Barbara, Liesl Karlstadt, wie der arme Poet in der Dachkammer. Sein Schnittlauch ist sein Kaktus, wenn Carl Spitzweg ihn gemalt hätte. Er ist mit riesigen Augenbrauen und einem breitkrempigen Hut ausgestattet. Mit einem wackeligen Kinderwagen geht er als Lumpensammler durch die Straßen, stochert mit einem speziellen Stab, so sieht man sie heute noch, in den Mülltonnen. Er wird verarscht von einer Frau im vierten Stock, die was von Zeitungen redet.
Zuhause ist die Diskussion um die Zeitungen, dass die ausländischen ergiebiger seien, weil größer, aber eben schwerer zu lesen.
Der Gerichtsvollzieher hockt ihnen auf der Pelle. Der Hausmeister reklamiert Mietrückstände. Zu pfänden gibt es nichts mehr außer einem leeren Nachtkastl. Aber auch das wird sinnig verspielt, wie es versteckt werden soll vorm Gerichtsvollzieher.
Dann der rettende Engel, ein Beamte gibt Bescheid über eine Erbschaft. Ja sie haben wohl Verwandte in Amerika. Aber wem es schlecht geht, der ist nicht gemacht fürs Glück und glückliche Zufälle. Auch hier veräppelt das Schicksal die eh schon Gebeutelten. Ihr Glück mit dem übrig geblieben Lüster mag romantisch aussehen – aber ist Besitzlosigkeit nicht vielleicht das größte Glück?