Gagarin: Einmal schwerelos und zurück

Banlieu-Tristesse

Die Banlieu, die Banlieu von Paris, Schmelztigel der Immigranten und Abgehängten.

Es gab immer wieder Versuche, ein gutes Lebensmilieu für die Bewohner Frankreichs zu schaffen. In den 60ern wurde die Siedlung Gagarine gebaut zu Ehren des Kosmonauten Yuri Gagarin.

Im Zentrum des Films von Fanny Liatard und Jérémy Trouilh, die mit Benjamin Charbit auch das Drehbuch geschrieben haben, steht Youri (Alseni Bathily). Der bewältigt sein Coming of Age mit Astronauten-Träumen. Auf dem Dach des Hochhauses, in dem er wohnt, versammelt er die nötigen Requisiten für seine Raumfahrtsfantasien. Nachts kann man dort auf einem Teppich liegen und in den Sternenhimmel gucken. Begleiterin für Yuri wird in dieser Zeit Diana (Lyna Khoudri), ein Romamädchen, das mit ihrem Clan in einer Wohnwagensiedlung nebenan wohnt.

Der Film schildert liebevoll das Leben im und neben dem Hochhaus. Er schildert, wie Youri mit Freunden etwas unternehmen will gegen den katastrophalen Zustand des Gebäudes. Sie wollen Leitungen reparieren, den Lift wieder fahrbar machen. Dazu brauchen sie Geld. Bei der Beschaffung von Material ist Diana hilfreich. Bei der Beschreibung dieser Aktionen wirkt der Film gutmenschenhaft bemüht. Auch scheint es ab und an, als habe er sich richtiggehend verschossen in das von ihm geschilderte Milieu.

Eines Tages gibt es im Haus eine Inspektion. Der Report ist verheerend. Das Haus soll abgerissen werden. Dazu gibt es ein paar hübsche Bilder von Hochhaussprengungen. Widerstand ist zwecklos. Die Menschen ziehen folgsam aus und um.

Nur Yuri will sich seine Träume nicht nehmen lassen. Er perfektioniert seine Raumstation unterm Dach und, da wird es dann doch spannend, er sorgt für einen überraschenden Coup.

Vielleicht kommt dem Film grad sein Bemühen, Verständnis und Empathie für die Bewohner dieser Siedlung zu zeigen, in die Quere, diese Paralllität zwischen Raumfahrtsfantasien einerseits und romantisierender Mitleidstour andererseits; immerhin stemmt sich Yuris Aktion gegen das teils wie Kitsch erscheinende Bemühen.

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