Didi

Die Zukunft ahnen

Das Faszinierende an diesem intimen Coming-of-Age-Porträt von Chris (Izaac Wang), der Didi genannt wird, ist die Vorstellung, was dieser junge Mann, wenn er denn Schauspieler werden würde, für packende Männerrollen spielen könnte. Diese Ernsthaftigkeit im Blick, dieses Sich-nicht-Vereinnahmen lassen, natürlich auch sein eigenes Gefühl für dieses jetzt von mir hineininterpretierte Potential – es könnte ja auch ganz was anderes sein – bei gleichzeitigem Noch-Eingeschnürtsein in die kleine Immigrantenfamilie in Kalifornien.

Mutter (Joan Chen) schlägt die Familie durch. Sie ist eine nicht unbegabte Malerin. Sie wird unterstützt wiederum von ihrer Schwiegermutter Nai Nai (Zhang Li Hua). Die alte Frau spricht kein Englisch, hilft im Haushalt mit und hat ein Auge auf die Kinder, auf Didi und seine ältere Schwester Vivian (Shirley Chen). Didi ist in der letzten Klasse vor dem Übergang ins College im Jahre 2008.

Der Film von Sean Wang ist ganz nah an seinem Protagonisten und dessen Problemen, die teils auch zu Problemen für seine Familie werden. Wenn er einen Jungen niederschlägt, so wird schnell auch die Mutter involviert. Und die ergreift nicht unbedingt die Partei ihres Sohnes.

Es sind vielleicht durchschnittliche moderne Familienverhältnisse, in denen immer Konfliktpotential steckt, das aber von Sean Wang nicht storytellingbedingt zum Drama stilisiert wird.

Chris ist in der Phase, wo er sich schon mal in ein Mädchen verguckt, aber auch voller Hemmungen ist. Er chattet viel und es wird entsprechend zurückgechattet; das macht den Film durchaus realitätnah, aber nicht in jedem Moment leinwandergiebig.

Die Kids haben zudem ihre eigene aus wilden Abkürzungen bestehende Chatsprache. Auch die Information läuft übers Internet, wie das erste Mal küssen, wie Skateboarder filmen?

So ganz zuhause fühlt sich Chris nicht in seiner Clique. Er nimmt das Angebot von anderen Jungs an, ihre Skateboard-Künste zu filmen, er behauptet keck, er sei Filmer. Aber er muss damit umgehen, dass er im entscheidenden Moment nicht wach genug ist. Er schreibt in den Chats, er sei sad. Auch seine Mutter muss mit der Ablehnung für eine Kunstausstellung zurechtkommen.

Am Schluss übernimmt das Storytelling vom Atmosphärischen, schließt den berührenden Film mit dem gelungenen Übergang ins College im Jahr 2009 ab.

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