Kulturelle Brücken bauen,
das glückt vielleicht in etwa so, wie der Versuch, den Film von Balthasar Kormákur, der mit Olaf Olafsson auch das Drehbuch geschrieben hat, auf einen Haiku zu reduzieren: „Die isländischen Fische sprechen nicht japanisch, sondern sie machen so (hier zwei Schnappbewegungen mit dem Mund) – anders als Frau Dörrie. Hiroshima mon Amour.
Das ist holprig wie irgendwas; stellt aber auch in Frage, ob so eine kulturelle Brücke überhaupt möglich ist, wie weit der eine sich in die Kultur des anderen versetzen kann. Wie weit es sich lediglich um Schwärmertum handelt von Mandelblüten oder von der japanischen Küche; wie weit eine ernsthafte Auseinandersetzung möglich ist im Hinblick auf die Atombombe in Hiroshima.
Die Atombombe war schon Thema in Alain Resnais‘ Film „Hiroshima, mon Amour“. Referiert Baltasar Kormákur gezielt darauf? Auch bei ihm geht es um eine interkulturelle Liebe, der die Atombombe in die Quere kommt. Bei Kormákur verliebt sich ein verführerisch hübscher, schlaksiger Isländer, Kristofer (Palmi Kormákur), in die Japanerin Miko (Koki).
Das ist in den frühen 70ern in London. Kristofer studiert inmitten von Studentenunruhen, ist mit Ausschließung von der Uni konfrontiert, beschließt, sich für den erstbesten Job, den er ausgeschildert findet, zu bewerben. Er wird tags drauf Tellerwäscher in einem japanischen Restaurant, verliebt sich in die Tochter Miko.
Dass Miku eine Hibakusha ist, das weiß er zu dem Zeitpunkt nicht, eine Frau, die mögliche Erbschädigungen durch den Atombombenabwurf in sich trägt, denn ihre Mutter war mit ihr schwanger und mitten in der Katastrophe. Das ist jetzt ein arger Spoiler.
Doch die Geschichte wird sowieso ganz anders erzählt. Der alte Kristofer (Egill Ólafsson) betreibt ein japanisches Restaurant auf Island. Er schließt es von einem Tag auf den anderen, verreist nach London. Er begibt sich auf Spurensuche nach London und von dort aus nach Tokio. Es ist die Zeit drohender Shutdowns und aufkommender Maskenpflicht. Reisen wird zum Risiko.
Die Liebe von Kristófer und Miko wird in Rückblenden erzählt, auch wie sie plötzlich zu Ende geht. Kormákur versucht, diese Geschichte ernsthaft zu erzählen, ohne diese gewisse originäre Schrägheit inselhafter Betrachtung, durch die das isländische Kino gerne zu faszinieren vermag.