Horror-Konstruktivismus
Agent Lee Harker (Maika Monroe) ist beim FBI. Der ist gerade mit einer ungeheurlichen Mordserie befasst. Im Zentrum stehen 9-jährige Mädchen. Ganze Familien werden umgebracht. Vermutet wird die jokerhafte Figur Longlegs (Nicolas Cage klamottet sich schauderlich hinter der Maske durch die weiter nicht ergiebige Rolle).
Das wäre nicht interessant, wenn Lee Harker nicht als Mädchen selbst so eine Begegnung mit dem Maskenmann im verschneiten Garten ihres Horrorheimes zum 9. Geburtstag gehabt hätte. Solche Bilder bleiben: alles weiß und verschneit, die blasse Clownsmaske und das Mädchen mit der knallroten Jacke. Wenn das nicht mal Horror pur signalisiert.
Aber des Horrorautoren und -regisseurs Oz Perkins‘ Hirn ist damit längst noch nicht ermattet. Jetzt fängt der Horror erst richtig an. Denn es gibt auch eine Mutter (Alicia Witt). Die ist eine wahre Horrormutter. Aber man soll ja nicht spoilern. Dabei hat mir ein früherer Film von Oz Perkins durchaus gefallen: Gretel und Hänsel als eine horrible Coming-of-Age-Geschichte, die er auf ein Grimm-Märchen aufgepfropft hat.
Hier aber will unser Regie- und Autorenhirn offenbar mehr, die Protagonistin muss mit ungewöhnlichen Zahlen- und Buchstabenbegabungen ausgestattet sein, um Schriftstücke zu entziffern, was weitherum sonst niemand kann.
Auch das reicht unserem Filmtalent nicht, es muss mit dem Filmformat rumspielen von quadratisch bis ganze Breite und dazu noch mit Rotbild arbeiten. Da wäre einiges erklärungsbedürftig.
Und last not least, soll der Eindruck einer ordentlichen Erzählung erweckt werden mit der Kapitelisierung genau so wie mit Momentaufnahmen systematischer Polizeiarbeit. Dagegen wird die Wohnung der Mutter gesetzt: die ist voll messihaft (wobei sich die Ausstattung durchaus mehr Unordentlichkeit hätte leisten können). Dann noch ein paar Horrorschockmomente und das Puppentopos draufgepackt und fertig ist das, hm, nicht so ganz meisterliche Horrorwerk.