Gestehe Nie!
N’avoue jamais, das ist der Originaltitel dieser charmant gekonnten französischen Boulevardkomödie von Ivan Calbérac (Frühstück bei Monsieur Henri).
Es geht um die Geheimnisse, die – wenn sie an den Tag kommen – eine Ehe zerstören oder – wenn sie Geheimnisse bleiben, den Kitt einer Ehe bedeuten können.
Nach vierzig Jahren Ehe fallen dem Ex-General Francois (André Dussollier) Liebesbriefe an seine Frau Annie (Sabine Azéma) in die Hände, die sie erhalten haben muss, während sie schon verheiratet waren. Jetzt wird er zum Cocu, zum Gehörnten.
André Dussollier zieht das mit unglaublicher Komödienleichtigkeit ganz unverbissen durch. Er spürt diesen Ex-Lover Boris (Thierry Lhgermitte) 300 Kilometer von seiner ausladend südländischen Villa in Nizza auf.
Kleiner Gag nebenbei: Francois nutzt seine nicht mehr vorhandene Generalsautorität, um einen ehemaligen Untergebenen, der jetzt bei der Polizei arbeitet, Dienstgeheimnisse, also Adressen, verraten zu lassen.
Anni, das ist so ein typischer Komödieneinfall, will ihren Mann unbedingt begleiten, denn in Nizza wohnt auch ihre Tochter. So treffen in der attraktiven Mittelmeerstadt der Gehörnte auf den Ex-Lover und die Eltern auf eine Tochter, die ihnen ihre wahre Lebensgemeinschaft verheimlicht.
Der Film ist eine unterhaltsame Variation zur Frage, ob man eine Beziehung, die 40 Jahre gehalten hat, wegen einer Geschichte, die so lange zurückliegt – und die niemandem geschadet hat; halt, wann genau wurde ihr Sohn geboren? -, aufs Spiel setzen soll. Die Frage wird im Hintergrund ventiliert, ob nicht solche Geheimnisse, die aber dann bittschön Geheimnisse bleiben sollen, gar einen Reiz ausmachen können.
Wenn aber Briefe bündelweise aus so einer Liaison auftauchen, das ist schon ein gewisses Risiko. Vor allem: der Sohn Adrien (Sébastien Chassagne), der schlägt so gar nicht nach seinem Vater und ist Puppenspieler.
Es ist ein schön-ordentliches Dialogkino, was vom Dialogwitz und seiner präzisen Inszenierung und den prima Schauspielern lebt, versüßt noch durch das Ambiente Wohlhabender mit distinguierten Umgangsformen – bis auf ein paar Ausreißer. Sowieso bewegt man sich im kulturellen Milieu, Madame Bovary wird zitiert genau so wie Pessoa.