Lipstick on the Glass

Im Habitus des visionären Trash

kommt dieser Film von Kuba Cekaj (and friends) daher.

Ein Hochamt des Fragmentarischen, des Hochgebürsteten, des signalhaft Schlagwortartigen. Film als Spielplatz für unendliche Spielereien mit Farben und Überblendungen, mit Formatveränderungen, mit der Behauptung von Essenz und Substanz.

Titel wie „1. Teil VATERLAND“ oder EMERYKA oder NIEMANDSLAND oder Epilog: EINHEITSLAND oder auch VATERLAND UND DEALS. Solch geistige Maßgabe hat den Vorteil, dass keiner sich traut zu sagen, er habe nichts verstanden, denn sie fordert zum Mitdenken auf, tut so, als liege ihr ein Denkvorgang zugrunde.

Für den Mythologie- und Genrekundigen gibt es das Einhorn oder den mumienhaft bandagierten Menschen. Und überhaupt: gegen eine zentrale Mutter-Kind-Beziehung kann niemand was vorbringen, schon gar nicht, wenn irgendwo im dramaturgischen Heuhaufen der Satz des Kindes vorkommt, „Mamma, lass mich nicht allein“.

Noch mehr blamiert sich, der sagt, er verstehe von diesem Film nur „Bahnhof“, wie bekannte Roadmovie- und Gangsterfilmelemente eingeführt werden. Ein LKW und eine Pistole kommen auch vor und ein Gangstertyp dazu. Und wer modernes Genderdenken sein eigen nennt, der wird mit einer Trans-Figur bedient, einer Figur mit abgebundenen Brüsten und Männerhut.

Vielleicht ist bei der Produktion des Filmes ein Malheur passiert und das, was möglicherweise beim Lesen des Drehbuches bei den Förderern und Finanziers ein Wau-Erlebnis ausgelöst hat und das auf dem Realisierungswege schlicht verloren gegangen ist.

Da hilft auch der Beizug der Religion nicht, ohne den ein polnischer Film nicht auskommt. Und dann noch ein Goldkettchen mit Kreuz als Running-Requisiten-Gag. Es will sich aus dem hochtrabenden Habitus des Visionär-Surrealen kein Film ergeben im Hirn dieses Betrachters, nur Gedöns und Anspruchsgetue, Möchtegernorginialität, allenfalls ein Wille zu unkonventioneller Kunst erkennbar, ein sich extrem fahrig-fragmentarisch aufgeplusterter Bildercocktail mit deutlichem Stilwillen.

Dass Spuren eine gute Sache seien. Daher auch der Titel: der titelgebende Lippenstift bleibt irgendwannmal bei einer mit Styling-Willen inszenierten Party an einem Glas hängen. Wie tief, wie bedeutungsvoll, auf wie vieles hinweisend doch. Aber vielleicht hat es nur an der oft unter der Grenze der Verständlichkeit agierenden deutschen Synchro gelegen. … oder war doch nur ein Chaot?

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