Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten

Berühmt

ist die Böttcherstraße in Bremen für ihr künstlerisches Flair, für ihre Einmaligkeit. Was sie mit dem Bildhauer Bernhard Hoetger zu tun hat, verrät uns diese dokufiktionale Collage von Gabriele Rose.

Das Konstruktions- und Montageprinzip ist ähnlich wie jenes im Film von Marie Noelle über Heinrich Vogeler und vermutlich dem geplanten Film über Paula Modersohn-Becker. Hier wird auch Material aus dem Noelle-Film verwendet, denn die beiden Künstler Vogeler und Hoetger kannten sich, lebten zeitweilig in Worpswede oder in der Nähe.

Gabriele Rose geht ihr collagenhaftes Künstlerbiopic vielleicht nicht ganz so schwerblütig an wie Maria Noelle das ihre. In einer Art kultureller Kinohuberei verflicht sie Footage aus Archiven, Reenactmentszenen (nach Originalzitaten) mit dem Künstler (Moritz Führmann) und biographisch bekannten Personen um den Künstler herum, aber auch einer Interviewszene aus den frühen 60ern auf Tonband mit einem seiner Models sowie Interviews mit professionellen Kunstfachleuten; diese Melange montiert sie zu einem Gesamtbild entlang dem Biofaden des Künstlers, das man in dieser Vielfältigkeit vielleicht mit Porträts von Gustav Klimt vergleichen könnte; viele hübsche Luftblasen ergeben das Ganze.

Dass Hoetger als Architekt in Erscheinung tritt, ist bei ihm eine späte Erscheinung. Sie hängt zusammen mit seiner Befassung mit Atlantis und der gewagten These, dass damit die altgermanische Kultur gemeint sei; somit zieht auch ein Hauch Esoterik in das Werk ein, das sich dann doch unterscheidet von seinem frühen Drang nach Wahrhaftigkeit.

Gleichwohl galt Hoetger den Nazis als entartet, obwohl er in Rom sich der Auslands-NSDAP angeschlossen hat.

Es wird erzählt, wie Hoetger zur Zeit der Weltausstellung Paris besuchte, wie er sich dort niederließ und durchgeschlagen hat mit ansprechenden kleinen Skulpturen (die bereits immer dieses Geballte, kompakt Gedrückte, leicht Verzogene charakterisierte). Der Weg zu größeren Skulpturen ging über die Liebe, die Befassung mit Ägypten. Es folgen seine Rückkehr nach Deutschland, seine Aktivitäten in Darmstadt Mathildenhöhe, sein Kontakt zu Worpswede und sein Umzug in dessen Nähe.

Es ist ein bunt-magazinhaftes Bildungskino, was man bestimmt auch im Museumsshop verkaufen oder zeigen kann, es hat etwas von einer illustrierten Lehrveranstaltung für die Volkshochschule.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert