Pink Swear

Steck den Lolli in den Mund –
Berlin Guerilla Film

Das Selbstporträt ist in der Malerei eine eminent wichtige Kategorie, die einmaligen Aufschluss über die Künstler gibt und nicht anders ist es im Kino.

Dieser Film von Tau Tau Menghan, der von sich behauptet, als Guerilla Projekt in Berlin gedreht worden zu sein, gibt ein solch erhellendes Selbstporträt der Filmemacherin, die selbst die Regisseurin spielt, die auch die Drehbuchautorin ist.

Es ist ein Film über das Filmemachen, der selbst spielerisch-fantasievollen Umgang mit dem Filmemachen pflegt. Es ist ein Film, der den Fragen der Verquickung von Realität und Fiktion, von Biographie und erfundener Geschichte nachgeht. Es ist ein Film, der den Herrschaftsanspruch der Autoren- und Regieseite so weidlich in Szene setzt wie jene der Eitelkeit der Darsteller.

Es ist ein Film, der mit dem Irrgarten und der Lebensgefährlichkeit der Kunst spielt, der deren Abgründe kennt. Schon Thomas Bernhard hat das Theater als eine Falle beschrieben. Hier findet das Filmen in einem Kellerlabyrinth statt, von dem mehrfach gesagt wird, dass es daraus kein Entrinnen gibt. Und es kommt ein großer Turm vor, der an Stephen Kings Dunklen Turm erinnert.

Nadine Nourney spielt die Protagonistin als Lady Papay und als Ginger. Sie beklagt sich über die beschissene Gage von 2000 Euro für die paar Drehtage in dem Kellerloch und sie behauptet, sie hätte die Rolle gar nicht nötig.

Der Ratsch am Schminktisch mit Maskenbildner Jacob (Sean Lee) offenbart Hintergründe über die Autorin und deren Geschichte. Er führt Ginger zur Erkenntnis, dass sie wenig Bezug zu deren Problematiken hat, weder sei sie eine Akademikertochter, noch als Prinzessin aufgezogen und dass die Lollipops die Eltern ärgern würden, ist ihr auch nicht vertraut.

Aber auch die Regisseurin hat Hintergrundwissen über ihre Protagonistin, was sie skrupellos einsetzt und wenn diese nicht nach ihrem Gusto spielt, sich aber weigern will, ein paar Mal um den Block zu rennen, um auf die richtige Spieltemperatur zu kommen, so wird das einfach ins Drehbuch geschrieben.

Das Drehbuch strotzt dezidiert lustvoll von Urklischees des Männlein-Weiblein-Spiels, Prinzessin, Lollipop bis hin zu den Schmetterlingsschuhen, dann Pistole, Maske und Mörder, wie sie elementar für das Kino sind.

Der Elektrosound gibt wunderbar das Vibrato des Filmes und seines Themas wieder.

Der Film im Film, der gedreht werden soll, heißt „Pink, Pink“ und der Titel „Pink Swear“ dürfte dann zu Deutsch übersetzt werden mit „Pink Fluch“. Wäre ja auch nicht schlecht, der Fluch, der über dem Filmbusiness schwebt; wahrer Horror.

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