Filmisches Poesiealbum über einen Besuch zuhause in der Provinz
Juliette (Izia Higelin) ist Kinderbuchillustratorin in Paris. Sie leidet an Depression. Deshalb nimmt sie sich eine Auszeit von einigen Tagen, um ihre Familie auf dem Dorf zu besuchen. Die ist modern zerrüttet, lebt in malerisch-idyllischer Gegend.
Oma ist gerade ins Altenheim gezogen; ihre Wohnung muss aufgelöst werden. Papa Léonard (Jea-Pierre Darroussin) hat sich von seiner zweiten Frau getrennt. Schwester Marylou (Sophie Guillemin) ist mit dem trockenen Stéphane verheiratet und hat feste Dates mit Adrien (Thomas de Pourquery), der im Tierkostüm kommt und dann treiben die fetten nackten Körper es schamlos und irgendwie doch als Augenweide im verglasten Gartenhaus.
Hier im Film von Blandine Lenoir, die mit Maud Ameline und Camille Jourdy nach deren Graphic Novel das Drehbuch geschrieben hat, schaut man darauf, dass immer die äußerliche Idylle sanft bis ironisch, nie aber brutal, mit den dunklen Seiten der Familie kontrastiert.
Das dürfte den Hauptreiz dieses Filmes ausmachen, der wie ein Poesiealbum so liebevoll direkt aus diesem ländlichen Leben berichtet. Das Anekdotische dominiert und macht den Film so glaubwürdig und liebenswert, so nah und herzlich.
Es gibt durchaus dramatische bis komische Momente, der Liebhaber von Marylou hat sich als Nachtgespenst verkleidet, dummerweise kommen die Kinder früher zurück und er kann nicht mehr aus dem Haus.
Eine sich anbahnende Liebesgeschichte gehört wie selbstverständlich dazu. Juliette möchte nochmal ihr Kinderzimmer sehen, das inzwischen untervermietet ist. Sie trifft auf Pollux (Salif Cissé), der ein Hündchen namens Norbert hat. Hier spinnt sich nicht nur Liebe an, hier darf auch ein süßes, kleines Entenkücken mitspielt, gegen so viel Schnuckeligkeit knallt immer mal wieder die schwarze Katze von der Dachrinne oder vom oberen Stockwerk auf den Gartentisch vor der Tür.
Es ist eine schön frisierte Welt, die Blandine Lenoir uns in Wimmelhaftigkeit vorführt, und dabei immer wieder auch das Unfrisierte, das Unfrisierbare ins Bewusstsein rückt, eine heile Welt mit Defekten und ab und an einer Wundversorgung oder einem Kaffee, der daneben gegossen wird oder eben der Katze, die vom Dach fällt.