Aufgekratzt gegen die Realität
Wir korrupt Politik realiter in Österreich sein kann, zeigt die Dokumentation Projekt Ballhausplatz. Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz. Da braucht es viel Aufgekratztheit und österreichischen Schmäh, um fiktional dagegen anzukommen.
Das indiziert bereits das Intro dieser Polit-Satire-Klamotten-Komödie von Andreas Schmied. Aufgesetzt ausgelassen feiert Samira (Gizem Emre) mit ihren Kommilitonen und Freunden ihre Feier zur Anwältin. Krass dazu erzählt sie mit Märchentantenstimme, das sei alles kein Märchen. Wie um dem zu widersprechen, taucht Licht- und Kameradepartment die Szenerie in märchenhaftes Licht. So ist das Leben, so ist die Politik, so ist die Korruption: voller Widersprüche.
Es sei die Geschichte von drei Waisenkindern, von Samira, von Flo Kienzle (Paul Pizzera) und von Eddie Kovacs (Otto Jaus). Flo hat die Polizeischule als Jahrgangsbester absolviert. Jetzt ist er gerade von der Polizei entlassen worden. Eddie kommt eben aus dem Knast, ist auf Bewährung draußen, möchte nichts Böses nochmal anrichten, verliebt sich in seine schwangere Bewährungshelferin Eleni (Elisabeth Kanettis), die aus einer griechischen Restaurant-Familie kommt.
Der Film arbeitet gerne mit dem erzählerischen Mittel der Nachholrückblende, er spult zurück und erzählt Unterlassenes nach. So wird der Plot nach und nach offen gelegt. Er tut gleichzeitig sehr ordentlich, indem er Kapitel zur Charakterisierung der einzelnen Figuren verwendet. Eine Art Puzzle-Erzählweise, die noch erschwert wird für deutsche Ohren durch den wunderbaren österreichischen Dialekt.
Egal, es macht Spaß allein Flo und Eddie zuzuschauen, die vom Habitus her an Männertypen erinnern, die Burt Reynolds in den 70ern gespielt hat und die sich lustvoll darin ergehen.
Es ist Wahlkampf in Graz. Jagschitz (Gregor Seberg) soll Bürgermeister werden. Er ist der korrupte Politiker schlechthin. Flo wird Zeuge, wie eine Mitarbeiterin von ihm ermordert wird. Es gibt kein Halten mehr für ihn. Zugleich ist Samira verschwunden. So sind denn Flo und anfangs contre coeur auch Eddie wieder auf der Spur, nehmen die Ermittlungen auf.
Halb immer auf ihrer Seite ist die mehr Sinnlichkeit als Amt ausstrahlende Polizistin Meli (Valerie Huber), ab und an, ja ständig hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Neigung.
Es gibt Größeres zu entdecken: Jagschitz wird von Russland gesponsert. Darum herum hat er ein Spinnennetz von Vertuschungen installiert. In dieses hinein geraten Flo und Eddie und stolpern und fallen und werden niederschlagen und schlagen zurück und befreien sich, wie das eben so ist in dieser Art Politikthrillerkomödie, von der es in der Filmgeschichte so viele gibt, wie Sand am Meer.
Aber sie entwickeln ihren eigenen, frischen Charme. Also gibt es eine schöne Villa, eine Garage mit einer Luxukarrosse sondergleichen, russische Serverfarmen, rote Sneakers, ein Flugplatz mit dem titelgebenden Imbiss, Privatmaschinen, einen Edelpuff, einen Wohnwagen als Residenz von Flo und ganz, ganz viele Polizeiautos und einen Dolch als Mordwaffe. Und wie es ausgeht, das sei hier nicht verraten.