Nataschas Tanz

Als Photoplay

wird dieser Film des Niederländers Jos Stelling bezeichnet. Das scheint eine Mischung aus Photobuch und Kino zu meinen.

Die Kamera in diesem gut ausgeleuchteten Schwarz-Weiß-Film ist immer sehr ruhig, aber nicht unbeweglich oder gar starr. Dadurch wird das Photographische betont, auch durch genau so ruhige Szenenenauflösungen und Schnitt. Man könnte dieses Ansinnen Cinéphilie nennen; das Bedürfnis, eine photographische Kostbarkeit herzustellen, zu deren Charakteristikum eine gewisse Stilisierung und Artifizialität gehört.

Dieses Formale dürfte den inhaltlichen Absichten des Filmemachers zupaß kommen. Sein Interesse gilt Außenseiterfiguren, gilt Menschen, die sich nicht an Regeln halten können, die nicht ins System passen, die schwer integrierbar sind, Sorgenkindern.

Da ist Natascha, Russin. Eingeführt wird sie zu Beginn des Filmes mit einer Szene in der Ballettschule, ein Mädchen, das aus der Reihe tanzt, das immer andere Bewegungen macht als die anderen Elevinnen.

Schnitt nach Holland. Klein Daantje spricht nicht, freundet sich mit niemandem in der Schule an, muss von der Schule genommen werden, landet im klösterlichen Internat.

Die Familienverhältnisse bei beiden Kids sind desaströs.

Schnitt ins Erwachsenenalter. Daantje (Willem Voogd) ist obdachlos. Er lernt Natascha (Anastasia Weinmar) kennen. Sie arbeitet als Bedienung. Sie hat soviel Verständnis für ihn, dass sie ihm eine Zigarette überlässt, wenn sie vor dem Lokal raucht.

Die Schilderung der Kindheit von Daantje hat mehr Raum eingenommen, der Laden, den der Vater betrieben hat, sein Traum von der Opernsängerei (während Nataschas Mutter davon träumte, eine berühmte Ballerina zu werden; so sollte das Töchterchen diesen Wunsch realisieren). Der Vater von Daantje ist nicht sein physischer Vater. Rumrammelei unter Nachbarn.

Jetzt folgt Daantje Natascha. Sie kann ihn nicht abwehren, obwohl sie die Nase voll hat von Männern. Die beiden traurigen Existenzen reißen sich los aus Holland. Es gibt Tote, die nicht beklagt werden.

Die Reise geht nach Russland. Natascha möchte ihre Oma wiedersehen. In Russland treffen die beiden Weltverlorenen auf Igor (Jan Bijvoet); der symbolisiert clownesk die Kaputtheit und Hoffnungslosigkeit der zwei Protagonisten, deren Leben nie richtig erblühen konnten.

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