Born to Be Wild – Eine Band namens Steppenwolf

Ingredients von Migration und Weltkrieg

Das ist einer der spannenden Storyfäden im Film von Oliver Schwehm, die Biographie von John, wie er sich in Amerika dann nennt, von der Band Steppenwolf. Die geht zurück auf das dritte Reich. Sein Vater war ein hoher Offizier in der Marine des Nazireiches. Es gibt ein Bild, da steht er bei einem Flottenbesuch direkt neben dem Führer.

Der Bub, der später Musiker und John wurde, muss da noch ganz klein gewesen sein. Nach dem Krieg wandert die Familie nach Kanada aus. Es gibt ein paar skizzierte Hinweise auf Songs, die auf dieses Schicksal referieren, dann aber verläuft sich dieser Faden im enormen Dokuwust.

Ähnlich ist es mit dem Schicksal von Nick. Sein Vater starb als Kämpfer für das Dritte Reich, während seine Mutter mit ihm schwanger war. Die erste Flucht nach dem Krieg geht aus der Sowjetzone in den Westen der Bundesrepublik. Später geht’s weiter nach Toronto. Auch bei ihm verliert sich dieses historische Element in der Erzählung.

Die beiden Deutschstämmigen lernen sich in Toronto kennen. Sie gründen die erste Band Sparrows. Es geht nach New York. Dann nach Kalifornien. In großen Zügen ist die Entstehung der Band Steppenwolf nachzuvollziehen in einem Kuddelmuddel aus Statements zugewandter Orte, von Ehefrauen und der Tochter vom einen, von Archivmaterial und von heute nachgedrehten Interviews.

Es dauert nicht lang bis zum Film Easy Rider und dem unsterblichen Hit „Born to be wild“. Die haben zwar andere Hits auch produziert. Der Film hinterlässt jedenfalls den Eindruck, dass an diesen Hit nichts mehr herangekommen ist, dass er auch die Agonie der Band eingeläutet habe, dass sich daraus mehrere rivalisierende Bands entwickelt haben und Bilder aus dem Abspann geben zu verstehen, dass dieser eine Hit auch heute noch unzählige Male nachgespielt wird.

Der Film mag für Fans und Kenner von Interesse sein, in seiner Machart aber ist es kein guter Musikfilm, er kann sich für keinen klaren Fokus entscheiden, es ist ein Wühltischkino, keinesfalls vergleichbar mit den Dokumentationen über die Beatles: The Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years oder über Amy Winehouse Amy.

Der Film hier findet keine Orientierung in dem zugegebenermaßen bestimmt unendlich vielen Material, was es heutzutage über Musikgruppen gibt, und greift zudem noch auf Privataufnahmen von teils miserabler Qualität zurück.

Eine spannendere Geschichte wäre vielleicht diejenige, wie diese Doku zustande gekommen ist, den enormen Anzahl von Koproduzenten – und damit wohl auch Finanzierer – nach zu schließen, die sich möglicherweise alle von dem Namen Steppenwolf und dem damit assoziierten Welthit haben einräuchern lassen.

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