So entzückend kann Horror sein
A Quiet Place 2 spielt zwischen dem ersten und dem 474.en Tag nach dem Erscheinen der lärmempfindlichen Aliens auf der Welt, A Quiet Place, der Vorgängerfilm, um den 472. Tag nach dem nicht näher geschilderten Unglück.
Dieser dritte Teil, bei dem John Krasinski nur noch als Mitarbeiter am Buch, nebst Bryan Woods und dem Regisseur Michael Sarnoski, aufgeführt ist, hat sich ganz offensichtlich den ersten Tag, also das Unglück selbst vorgenommen und zwar in New York City.
Die Ziffer, die zum Moloch hinzugefügt wird, ist nicht ein Datum, sondern die durchschnittliche Zahl von 90 Dezibel, die dem Grundlärmpegel der City entspreche.
Da sich der Film selbst faktisch als ein Zweipersonenstück entpuppen wird, liegt die Vermutung nahe, es könnten die Covid-Umstände dafür verantwortlich gewesen sein. Aber die beiden Protagonisten haben es in sich. Wie oft kann man von einem Horrorfilm behaupten, er sei wahrscheinlich mehr ein Liebesfilm. Dazu trägt auch bei, dass das Ungeuer als recht zutraulich vorgestellt wird. Man muss sich nur ruhig verhalten, dann tut es einem nichts.
Samira (Lupita Nyong’o) und Eric (Joseph Quinn) sind im „Little Firs Hospice Center“ zugange, Samira als Patientin mit Katze und Eric als Betreuer. Während eines Ausflugs einer Patientengruppe nach New York passiert mit Donner und Katastrophenlärm das Unglück, die Invasion der lärmempfindlichen Alienwesen, eine Katastrophe enormen Ausmaßes.
Der Film erzählt kurzweilig, wie Samira und Eric sich durchschlagen in der dystopischen City. Es ist eine Aneinandereihung von gefährlichen Situationen in den Straßen, in Ruinen von Glaspalästen, in einer nicht mehr intakten Kirche, in der Kanalisation.
Es gibt das absurde Motiv, dass Samira unbedingt eine Pizza möchte. Das war ihr letzter Wunsch vor dem Unglück. An dem hält sie eisern fest.
Es ist eine nicht erklärte Liebe, die auch gar nicht in dem Sinne knistert. Es ist vielleicht mehr eine menschliche Zuneigung, eine Sympathie aus einer gemeinsamen Notlage heraus.
Der Film ist vielleicht auch deshalb so sympathisch, weil er gar nicht erst billig versucht, mit den fremden Wesen Schockmomente zu erzeugen, die gibt es zwar auch, das kommt einem aber eher protokollarisch vor, muss ja sein. Und ruhig müssen sich die Darsteller selbstverständlich verhalten. Eine Katze ist da eine Zusatzgefahr.
Es ist die Arbeit mit den Lautstärken, die dem Film eine eindringliche Qualität verleiht. Er verzichtet nicht einmal auf Filmmusik, setzt das zarte Orchester aber nur wenig und höchst sensibel ein. Und spielt meisterhaft mit der Stille, auch mit der Kinostille, wie man sie allenfalls vom Stummfilm kennt, wenn er ohne Musikbegleitung gezeigt wird.
Auch wird, wenn überhaupt, sehr leiste bis flüsternd gesprochen. Oder geschrieen wird nur bei einem Gewitter, in den Sekunden des Donners, die auf den Blitz folgen. Das Paar strahlt einen ungewöhnlichen Charme aus und schafft es tatsächlich durch seine Präsenz und sein Spiel aus dem Horrorfilm einen eindrücklichen, einen schönen Liebesfilm zu machen.