Daten Sammeln und büscheln,
das scheint die überragende Qualität der Software von Palantir gewesen zu sein, die der Firma zu ihrer Berühmtheit verhalf. Sie habe zwar 17 Jahre keinen Gewinn gemacht bis zu ihrem Börsengang, werde aber mittlerweile mit 60 Milliarden bewertet. Ihren Ursprung findet sie in den Nachwehen von 9/11.
Der CIA war schlecht informiert und griff auf ‚Rogues‘ aus dem Silicon Valley zurück, um sich informationstechnisch besser aufzustellen. Da war Alex Karp aus Phialadelphia, der wohl mehr Sinn fürs Geschäft als für das ordnungsgemäße Erstellen einer deutschen Doktorarbeit hatte. Der wollte zu einer besseren Welt beitragen. Die Idee des Gemeinschaftsmenschen à la Hobbit aus Tolkiens Herr der Ringe, die Sehenden, war Namensgeber: Palantir.
Der Trick der Palantir-Software: alle Informationen aus verschiedenen, separierten Datensilos zusammenzuführen. Das interessiert Staaten, Sicherheitsdienste und wen noch brennend. Vielleicht ist der anfängliche Erfolg der Ukraine in der Abwehr des russischen Überfalls auch auf solches Wissen zurückzuführen. Aber wie steht es damit heute, wo Russland offenbar wieder Fortschritte erzielt?
Klaus Stern hat über Alex Karp, der ungern Interviews gebe und auch nicht eigens für diesen Film Red und Antwort stehen wollte, diese Dokumenation erstellt, betreut von den öffentlich-rechtlichen Redakteuren Julia Klüssendorf vom HR, Jutta Krug vom WDR und Rolf Bergmann (RBB).
Wie porträtiert man einen Porträtierunwilligen? Man stöbert in Archiven, man stöbert einen Abtrünnigen der Firma des unwilligen Protatogonisten auf, man befragt Leute, die mit ihm zu tun haben (was Statements hervorbringt, die möglicheweise auch der Legendenbildung dienen), man versucht, ihn in Davos beim Weltwirtschaftsgipfel abzupassen.
Der Dokumentarist hat das Glück, dass sein unwilliger Protagonist vor Jahren die Hauptrolle in einem New York Film von Hanna Laura Klar gespielt hat, „Ich habe zwei Gesichter – Der New Yorker Schriftsteller Richard Plant“, daraus gibt es ansprechendes Footage. Und, welch Zufall, der damalige Kameramann Thomas Giefer ist auch heute der Kameramann.
Der Film ist eher auf reißerisch gemacht, auch mit der Musik, mit Luxuslocations noch und nöcher: Davos sowie eine spanische Idylle, karge Flusslandschaft mit Booten, wo der abtrünnige Palantir-Mitarbeiter wohnt. Er bringt zur Sprache, was oft mit Idealisten passiert, wie bei Lenin oder Stalin, die eigentlich die Welt verbessern wollen, was nur allzu leicht sich in sein Gegenteil verkehrt.
Da könnte man irgendwas drauf verwetten, dass Alex Karp mit allen Mitteln gegen einen Fim vorgehen würde, der sich aus den Daten der Palantir-Software, diesem eingriffsintensiven Tool, wie es an einer Stelle heißt, über ihn nähren würde. Das führt direkt zum Thema des rechtsstaatlichen Preises, der für so etwas zu bezahlen ist und den zu bezahlen das Bundesverfassungsgericht 2023 als dem Rechtsstaat nicht zustehend entschieden hat.