Ich möchte ein Horrorfilm sein,
ein richtiger Horrorfilm. Ich kenne die Rezepte, die Zutaten, da braucht es dichten, undurchdringlichen Tannenwald, wie es ihn in Irland kaum geben dürfte. Da lassen wir einen um sein Leben laufen, auf Bäume klettern, ihn von einem Vogelschwarm schier umfliegen lassen, ihn immer wieder an ein vergammeltes Schild anrennen mit der Aufschrift, dass hier die Zone ohne Rückkehr beginne.
In denselben Wald schicken wir auch eine bemerkenswerte junge Frau, Mina (Dakota Fanning), allein in ihrem Auto und gesellen ihr einen gelben Papagei, der nachplappern kann, in einem goldenen Käfig bei. Irgendwann lassen wir den Motor abstottern. Frau allein mit Papagei im dunklen Wald, huh.
Der Horrorwald wäre kein Horrorwald, wenn es nicht wenigstens eine räumliche Installation tief im Inneren gäbe mit Menschen, die das Drehbuch irgendwie dahingeschickt hat. Hier führen wir das Spiegelelement ein, der Spiegel als die vierte Wand, wie man beim Theater sagen würde. Und das dann schön warm beleuchten.
Hm, irgendwas fehlt noch zu einem richtig Horrorfilm, halt, ja, richtig, Feen gehören in den Wald, ein Feenforscher dazu; die Feen sind aber keine richtigen Feen, sie sind Replika der im Wald Gefangenen: Madeline (Olwen Fouéré), Ciara (Georgina Campbell), Daniel (Oliver Finnegan).
So, alles noch etwas dünn. Lasst uns auch un peu Geschichte von der Hauptfigur erwähnen, eine tragische Geschichte, lassen wir Mina ihre Mutter vor 15 Jahren verloren haben bei einem Unfall.
Irgendwie ist aber die Konsistenz dieses Horrors noch nicht ganz richtig. Obwohl wir schon die Replika-Feen eingefügt haben, das sind Horrorwesen, die erst vierbeinig durch den Wald turnen, dann sich aufrichten und sehr schlanke Figuren werden mit Gesichtern, wenn man sie denn sieht, die wie schlecht den Protagonisten nachgemacht wirken.
Oh, wir haben noch einen Trumpf im Ärmel, den Coup (wenn das akkustisch so richtig zu verstehen war) und dann noch diesen unterirdischen Bunker mit dem Professor, wie ein Atombunker eingerichtet, formidabel. Den Professor lassen wir aber nur auf Videos erscheinen; er ruhe in Frieden.
Trickreich schaffen wir, da normale Kinolänge überschritten ist, das Personal, was überlebt hat, ganz plötzlich aus dem Feenwald heraus (könnte in der deutschen Synchro heißen, „wir müssen jetzt los!“), genau, so gehört es sich für richtigen Horror, und schleusen sie mit einer ganz irdischen Busfahrt wieder in die alltägliche Menschenwelt ein.
Also wenn ich jetzt immer noch kein ausgewachsener Horrorfilm bin, dann weiß ich auch nicht.