Die Familien Mbano und Kaaya
sind die Protagonisten in dieser berührenden Doku von Cece Mlay und Agnes Lisa Wegner.
Beide Familien aus Tansanien verbindet, dass sie Urahnen nicht respektvoll begraben konnten. Das Schicksal teilen sie mit vielen anderen Familien. Bei den Mbanos und Kaayas waren es respektierte, führende Persönlichkeiten, die von den deutschen Kolonialherren vor über 100 Jahren ermordet worden sind.
Bei Songea Mbano wurde auf deutschen Befehl der Leiche im Grab der Kopf abgetrennt und nach Deutschland gebracht, bei den Kaayas wurde ihr Vorfahr Mangi Lobulu von den Deutschen hingerichtet und der ganze Leichnam mitgenommen. Der befindet sich heute in den USA.
Der Film zeigt, wie schwierig sich Wunsch und Versuch nach Restitution von Gebeinen gestaltet, dass das auch eine Geldfrage ist und nicht unbedingt nur an der Unwilligkeit der Behörden liegt. Es gibt etwa 20′ 000 Schädel, die in Frage kommen, nicht alles sind karteikartenmäßig eindeutig zuzuordnen.
Die Filmemacherinnen lassen die Erinnerung an die Kolonialverbrechen der Deutschen wach werden, ein in Deutschland lange verdrängtes Thema – davon zeugen Straßenbennungen, die erst jetzt allmählich ausgetauscht werden. Statt an Carl Peters soll an den Maji-Maji-Krieg erinnert werden; typisch, dass im deutschen Wikipedia noch von ‚Aufstand‘ die Rede ist; ziemlich einseitig.
Ironie des Schicksals: im Auswärtigen Amt bekommen es die Reisenden aus Tansania ausgerechnet mit einer Nachfahrin von diesem Carl Peters zu tun. Die sich selbstverständlich dafür schämt. Auch der deutsche Bundespräsident verneigt sich bei einem Staatsbesuch in Tansania vor dem Mbano-Grab und findet die richtigen Worte. Ob und wie weit Taten folgen werden, es geht immer auch um Entschädigung, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Was der Film prima schafft, ist es, ein empathisches Licht auf die Nachfahren der Opfer zu werfen. Nebenher fällt auch ein Einblick in die Lagerbestände einer ethnologischen Sammlung ab. Da könnte im Hinblick auf Restitution noch Arbeit auf Generationen von Forschern zukommen.
Immerhin wendet sich langsam auch das Interesse des Kinos diesem Thema zu. In letzter Zeit gab es mit einem Versuch in der Variante alptraumhaften Horrors, Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt und in der schulunterrichtstauglichen, übermoralinischen Der vermessene Mensch Aufabeitungsversuche.
Mit der Suche nach dem Schädel des Ururahns der Mbanos kommt ein kriminalistisches Storyelement in den Film.