Teaches of Peaches

Nasty Rockoma

Da können Philipp Fussenegger (I am the Tigress) und Judy Landkammer nach dem Drehbuch von Cordula Kablitz-Post und Schyda Vasseghi eine noch so angepasste, konventionelle, fernsehredaktionsbetreute Dokuarbeit vorlegen, die Protagonistin und Peaches, die mit ihrem Album ‚Teaches of Peaches‘ berühmt geworden ist als feministische Rockerin, reißt es mit ihrer perfektionierten Show raus und die Jugend mit.

Durch die Montage geben die Filmemacher zudem einen subtilen Hinweis auf ihre Interpretation des Wesens der Rockkonzertkulutur. Ihr Protagonistin hat angefangen als Musiklehrerin in einem Kindergarten des YMCA. Davon gibt es Archivaufnahmen am Anfang des Filmes. Den Ton davon montieren die Dokumentaristen am Ende nochmal. Das wirkt wie ein Kommentar: nun, im Grunde genommen ist so ein Konzert, so eine Massenmanipulation auch nichts anderes als das, was eine Kindergärtnerin im Kindergarten leistet.

Und tatsächlich dirigiert sie gerne die Leute im Sinne einer Applaudieraktion. Wobei der Heilsanspruch noch weiter geht, Peaches marschiert auch regelmäßig über ihr Publikum, ein Balanceakt und erinnert noch an den Unterschied zu Jesus, der über Wasser ging.

Der Film gibt andererseits zu verstehen, dass die wilde Show, die direkte Ansprache des Sexuellen, die Sängerin, die nicht Sängerin sein will, sondern Sprecherin von Thesen, wie derjenigen, den Schmerz wegzuficken, dass es im Privatleben dieser Künstlerin weniger als halb so wild zu und her geht als auf der Bühne mit lauter Damen in Unterwäsche und mit wilden Balzbewegungen.

Der Freund von Peaches, einer der typischen Dokustatement-Akteure, gibt zu verstehen, dass man – inzwischen, so ist zu vermuten – öfter eher müde als sexlustig sei.

Die Dokumentation ist dieser gängige Mix aus Interview, Statement zugewandter Orte, Beboachtungen am Rande der Vorbereitungen einer Tournee, aufregende Show-Acts und erinnert mit Dokumaterial, wenig systemtisch, Biographie-Stationen.

Schön ironisch ist die Rollatornummer, die sowohl bei Proben als auch beim Auftritt zu erleben ist. Sympathisch wirken Statements, die zu verstehen geben, dass es hier nicht primär um künstlerische Perfektion geht, sondern darum, dass es in der Truppe menschlich funktioniert. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen: perfektionierter, nasty Rock-Unterwäsche-Feminismus pur.

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