Robot Dreams

Allein in New York

Ob Hund, ob Mensch ist eigentlich egal. Das Gefühl der Verlorenheit. Vielleicht auch der Einsamkeit in den Millionen Menschen.

Der Mensch denkt immer an sich, auch wenn der Zeichner Pablo Berger, der mit Sara Varon auch das Drehbuch zu diesem Erwachsenen-Zeichentrickfilm geschrieben hat, bestimmt immer an den Menschen denkt.

Aber in der Tierform ist Distanz geschaffen, die so ein Leben in ein anderes Licht taucht. Allein in Conney Island war kürzlich der wieder in die Kinos gebrachte Little Fugitiv – Der kleine Ausreißer. Auch das war Poesie, Melancholie pur, wie der Knirps sich auf der Vergnüngungsinsel rumtreibt auf der Suche nach seinem Bruder und dessen Freunden.

Nicht viel anders wird es unserem Hund, dem Protagonisten, gehen. Er bestellt sich einen Roboter zum selber Zusammenbauen, Modell Anima 2000, was auch als Hinweis auf das Jahr gelesen werden kann, und immer wieder kommen prominent die Zwillingstürme in den Hintergrund, selige Zeiten.

Gegen seine Einsamkeit bastelt er den Robot, der sein automatisierter Freund oder Partner wird, Begleiter. Die beiden spazieren in der City herum. Es gibt viel zu entdecken in einem gezeichneten Film, so viele pointierte und liebevolle Details, dass man von einem Merk-Film sprechen könnte, man kann versuchen, sich alles zu merken und sich dann nochmal an den Sujets erfreuen.

Robot und Rascal landen im Vergnügungspark „Ocean Beach“. Es ist Herbst. Der Strand wird gesperrt und öffnet erst am 1. Juni wieder. Es gibt keinen Weg für Dog zu seinem ausgestreckt daliegenden Freund. Irgendwie hat die Mechanik schlapp gemacht und er hat es nicht geschafft, ihn rechtzeitig zu reparieren.

Ein Bild der traurigen Einsamkeit, wie diese Figur allein auf weiter Flur auf einem Badetuch liegt. Dog macht ein paar vergebliche Versuche. Umsonst. Eine Ruderbootsmannschaft legt am Strand an, klaut dem Roboter ein Bein. Jetzt ist das Bild noch trauriger. Tristesse oblige.

Dog verbringt den Winter in New York. Er geht zum Bowling, zum Schlittenfahren, wahnwitzige Szenen, die schier außer Kontrolle geraten und zeigen, dass die Mitmenschen nicht alle nur lieb und nett sind.

Ganz New York ist von den verschiedensten Tieren bevölkert, alle wunderbar charakterisiert. Der Filmmacher nimmt sich große Freiheit, antörnende, schlagerhafte Musik einzusetzen, je nach Lust und Laune oder einfach das Barpiano.

Es gibt zwei prallele Geschichtsstränge. Rascal versucht, einen weiteren Roboter zu erstehen. Derweil geht das liegengebliebene Stück den irdischen Weg in Richtung Alteisenverwertung. Aber, die Hoffnung nicht aufgeben, es gibt Zweitverwertungen aus Schrott. Zart deutet sich ein Happy End als Möglichkeit an.

Um nichts zu verpassen, muss man ganz genau hinschauen. In punkto Müssigängerqualität erinnert der Film in Momenten am Beach an „Les vacances de Monsieur Hulot“. Wimmelbilder aus New York und dem vorgelagerten Vergnügungspark.

Der Film ist außerdem voll mit wunderbarem Product Placement von Wrigleys Kaugummi bis zum Ketchup von Heinz, das nie mit seinem vollen Namenszug zu sehen ist. Der Film liefert eine liebevolle Gesamtbetrachtung einer Wuselstadt wie New York, wo jeder gemäß seinen Maximen lebt. Und an einer Stelle ist statt Ro Bot zu lesen „Pal Bot“.

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