Bad Director

Deutscher Subventionsdestruktivismus
Kein Schmierentheater

Vielleicht ist das deutsche Subventionskinokunst at its best, von allen Gewerken nur vom Feinsten, vom Namhaftesten und dann mit diesen allen lange an der Entwicklung der einzelnen Szenen arbeiten, bis eine Klarheit hergestellt wird, im Gegensatz zum Schmierenhaften, und die mit der Qualität der Produkte von Karikaturisten gleichzusetzen sind, an deren Aussagen keine Zweifel mehr herrschen. Wenn es denn eine bemerkenswerte Aussage gäbe …

Sagt Protagonist und Mitproduzent Oliver Masucci in seiner Rolle als abgefuckter deutscher Filmregisseur in der feinen Kölner Hotelsuite zu seiner russischstämmigen Edelnutte Grete (Bella Dayne) mit Lebensborn-Hintergrund in der Doggy-Style-Position, sie solle jetzt ständig den Satz sagen: „ Ich bin eine wilde, schwanzgeile Suhrkamplektorin“. Ein hoch kulturkritischer Satz, der bei sämtlichen mitfinanzierenden Filmförderern und Fernsehredakteuren zu einem ekstatischen Orgasmus geführt und die Geldhähne geöffnet haben dürfte.

Was sind wir kritisch, ja direkt kritikeuphorisch. Wau, was machen wir ein modernes, subversives, ja förderkitisches Kino, denn auch die Förderungen bekommen ihr Fett ab und die Münchner Filmschickis und ihre Bar und das falsche Getue in der Filmbranche mit den gekünstelten roten Teppichen inklusive Filmpreis- und Filmklatschbashing.

Ja, was sind wir tiefgründig kulturell, unser Regisseur, der in Köln mit dem Dreh zu einem Film beginnen soll, heißt Gregor Samsa, eine Kafkavariation, obwohl Masucci ihn in Fortführung seiner Röhlerschen Fassbindfigur aus Enfant Terrible sich jetzt an eine Mischung aus Horst Schlämmer und einem Spast (und dann noch der Kreatur aus Lisa Frankenstein) – und wenn man ganz freundlich sein will: mit einem Minischuss Jaques Tati – heranwagt und diese auswalzt bis zur Ermüdung.

Es kommt an dieser Figur auch typisch Röhlersch raus dieses Köcheln im eigenen Saft, dieses (deutsche?) Leiden am eigenen Künstlertum.

Es ist ein Film im Film, ein Film-Hommage-Film sicherlich, ein Film, der hinter die Kulissen des deutschen Subventionskinos schaut und der die eigene Unzulänglichkeit zelebriert, ausgiebig zelebriert. Auch das kann auf Dauer zur Negation von Inspiration führen.

Es ist ein Kino, von dem sich die Herrschaften der deutschen Subvention geschmeichelt und gebauchpinselt fühlen dürfen; ein anderer Adressat des Filmes ist nicht ersichtlich, ist es doch keine Komödie, kein Thriller, keine Rom-Com, kein Action-Film, kein Psychodrama, kein Hochzeitsfilm, kein Kinderfilm, kein Naturfilm, keine Nouvelle Vague, kein Film Noir und auch kein essayistischer Film. Es ist ein „Auf-den-Roten-Teppich-Piss-Film“, wenn man das Flyer-Motiv als Zusammenfassung betrachtet.

Vielleicht lässt sich das zu seiner Rettung sagen: es ist eine Selbstauskunft des deutschen Subventionskinos, das sich wie ein Gregor Samsa in einen Käfer verwandelt fühlt und so seiner Aufgabe, aussagekräftige deutsches Kino zu machen – und wenn der Sound noch so sehr daran zu erinnern versucht – nicht nachkommen kann.

Es ist ein Kino, was sentimental dem Untergang des Abendlandes von Oswald Spengler nachtrauert, gleichzeitig Majakowski beneidet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert