Theater als Ereignis
Bei der Aufführung des Stückes über den australischen Sänger John Farnham im Mountain View Theatre in Bullengarook in Australien kennen Stimmung und Begeisterung im Publikum keine Grenzen mehr.
Das ist mehr als nur ‚big‘, wie im Titel des Filmes von Thomas Hyland behauptet, das ist einmalig, das ist einzigartig, das ist ein Höhepunkt sondergleichen, wie er mit keiner Berufsroutine zu erreichen ist. Das hängt durchaus mit der Art zusammen, wie der Dokumentarist arbeitet.
Der Titel ist sogar irreführend, denn er hört sich so gewöhnlich an, scheint es sich doch dabei um eine leicht und schnell genutzte Redensart zu handeln. Immerhin gibt er Hinweis auf das vordergründige Ziel der Doku, nämlich die alle zwei Jahre stattfindende Theateraufführung der High School in Bullengarook.
Das ist eine ganz spezielle High School, keine inklusive, sondern eine exklusive für Menschen mit Behinderungen, von disorder ist die Rede, auch von autistischen Eigenschaften. Bei uns gibt es Inklusionsprojekte in der Hochkultur, beispielsweise an den Münchner Kammerspielen. Dort down under bleibt man exklusiv.
Und exklusiv ist die Art, wie der Dokumentarist darüber berichtet. Es ist nicht diese zielorientierte, rationale Verfolgung eines Projektes. Er ist sporadisch zugegen praktisch ab dem Moment, wo mit den Vorbereitungen begonnen wird, über ein halbes Jahr vor der geplanten Premiere.
Die Haltung des Dokumentaristen ist diskret. Er und vielleicht ein zweiter Kameramann verdrücken sich in die Ecken der Zimmer, gar vor die Tür, manchmal ist kein Ton dabei. Er hält sich raus aus dem Geschehen, er möchte dieses auch mölichst wenig durch seine Anwesenheit beeinflussen.
Thomas Hyland lässt sich Zeit. Auf gar keinen Fall will er protokollarisch wirken. Das Atomosphärische interessiert ihn mehr. Er ist nicht unempfänglich für Beifang, das Mädel, das sich für Käfer interessiert, der Flugzeugspotter, die ländliche Umgebung der High School.
Er lässt einige der Protagonisten zu Wort kommen. Teils können sie ganz gut über ihre Defekte sprechen. Er ist bei einigen zuhause. Das gibt Einblick in großzügige australische Lebensverhältnisse.
Der Dokumentarist führt so den Zuschauer sachte heran, wie bei einem erotischen Vorspiel, an den unglaublichen Höhepunkt in seinem Film.