Märchenprinz
Das scheint ein mögliche Interpretation dieser märchen- und thrillerhaften Dokumentation von Kurt Langbein zu sein, dass das Volk Märchen und Märchenprinzen will, dass es zu leicht glaubt, dass die Macht neue Kleider trägt.
Dass aber in Österreich doch noch genug demokratischer Geist vorhanden ist, und es auffliegt, dass das Märchen gar kein Märchen, der Prinz gar kein Prinz sondern lediglich ein durchtriebenes Jüngelchen sei, das berichtet der Film auch.
Der Film kommentiert sein eigenes Vorhaben, Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz zu erzählen, mit einer hübsch dazwischenmontierten Geschichte von machtvoller Präsentation und Schritt für Schritt des Auseinandernehmens eines schwarzen Hammers (Aufschneiderauto); der liegt am Schluss in Einzelteilen in einer Garage, während der Protagonist des Filmes an einer Massenbergwanderung teilnnimmt und vermutlich auf eine Art des Comebacks sinnieren dürfte.
Mit dem Hammer fängt Kurzens raketenhafter politischer Aufstieg 2010 an. Man muss sich was einfallen lassen, wenn man auffallen will. Er nutzt so ein bulliges Auto für Fotosessions mit hübschen Frauen und zur Demonstration des Begriffes „geiles Mobil“. Nicht unbedingt seriös, aber es verfängt, es verfing.
Man kann nur staunen, wie dieser junge Mann mit stets akkurat nach hinten gekämmtem Haar wie aus dem Nichts heraus Staatssekretär wird und bevor man das realisiert hat, schon Außenminister ist und kurz darauf sich das Kanzleramt angelt; wer möchte Österreich nicht neu denken oder zurück an die Spitze führen (aber doch nicht so!).
Der Film dröselt nach und nach auf, wie diese Karriere Folge systematischer Hinter-den-Kulissen-Arbeit war und vor allem, dass diese weit über das hinausgeht, was vermutlich selbstverständliches politisches Netzwerken ist.
Das Systematische illustriert der Film kommentierend auch gerne mit der Einblendung mechanischer Vorgänge wie des Druckens einer Zeitung oder des Herstellens von Stacheldraht zur problematischen Grenzsicherung.
Eine weitere Infoebene schafft der Film mit den Inserts von SMS-Diskussionen zwischen dem Protagonisten und seinen engsten Vertrauten, mit teils schonungloser Begrifflichkeit, die unverbrämter Machtgier entspringt.
Selbstverständlich gibt es über eine Person, die im Jahre 2010 anfängt, so richtig ins Licht der Öffentlichkeit zu treten, genügend Archivmaterial, das hier zu einem unterhaltsam, informativen Mix zusammenmontiert wurde. Es entsteht so das Bild eines skrupellosen Populisten, die Begegnungen mit Trump oder Putin machen einen direkt schaudern. Die Liste der Namen derjenigen, die am Aufstieg des Bürschchens mitgebastelt haben, und die es ablehnten, sich dazu in diesem Film zu äußern, ist lang.