Let the Canary Sing (DOK.fest München 2024)

Man muss sie nur lassen,

ganz stimmt der Satz über Cindy Lauper nicht, insofern als sie gemacht hat, was sie wollte in ihren ersten Zeiten und zwar so sehr, sich so sehr in Vorbildsängerinnen versetzt hat, dass sie plötzlich keine Stimme mehr hatte.

Da kommt bei den Talking Heads eine Gesangslehrerin ins Spiel, die sich solche Imitatstimmen von ihr angehört hat und daraus schließt, wenn sie als andere Sängerin schon so stark sei, was muss da erst sein, wenn sie wirklich so singt, wie sie ist.

Der Prozess zur ureigenen Stimme dauert vielleicht ein Jahr. Das reicht aber nicht. Es müssen auch die richtigen Songs her, die richtigen Produzenten, eins ergibt das andere, so erzählt es zumindest dieser fluffige (ich weiß nicht, wie ich auf diesen Ausdruck komme) Film von Alison Ellwood.

Und dann muss auch ein Song her, der stimmig ist; das wird vielleicht erst der Fall, wenn sie selber auch textet. Der Film erinnert den abenteuerlichen Prozess bis zu „Girls just want to have fun“ und dass der Song auch nicht gleich geknallt hat. Dazu hat sich die quirlige Sängerin, die stets meint, was sie singt, die ausgefallene PR-Idee mit einem Wrestler einfallen lassen.

Eins fügt sich zum anderen. Den Wrestler kannte sie schon von einem Werbespot, den sie mit ihrer Mutter gedreht hat und bei dem der Wrestler den Vater spielte. Stufen nach oben. Bis zum Grammy.

Es ist eine durch und durch stylishe Doku. Gestylt ist sowieso, auch dafür gibt es eine Begründung, die Protagonistin selber. Die ersten Anregungen bekommt sie in der bunten Welt von Brooklyn, die referiert der Film fast wie eine Modechronik. Auch als Kind wird sie zuhause adrett modisch eingekleidet. Die Talking Heads machen ebefalls stylish gute Facon, fügen sich in den Augenschmaus von Archivmontage mit Highlights aus Musikvideos.

Cindy Laupers Song von den Girls, die fun haben wollen, hat überlebt, der Titel steht auf Transparenten von heutigen Frauendemos gegen das Abtreibungsverbot.

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