Im Land der Wölfe (DOK.fest München 2024)

Entnehmen oder nicht entnehmen,

das ist hier die Frage in amtlicher Umschreibung für „Töten oder nicht töten“ des Wolfes, um den es in dieser Dokumentation von Ralf Bücheler geht in der Art eines lebendig gemachten Arbeitspapieres, wenn man so will, eben nicht papieren, sondern die verschiedenen Aspekte in TV-affiner Verzopfmanier und anregend präsentiert.

Frappierend ist, wie schnell die Wolfspopulation in Deutschland wächst, da ein Rudel je nur eine Familie ist und der Nachwuchs, sobald der nächste Nachwuchs kommt, seiner eigenen Wege gehen muss, das heißt: umherstreifen und in einem noch wolfsfreien Gebiet selber ein Rudel gründen. Da ist es nur logisch, dass mit der steigenden Zahl der Wölfe auch die Konflikte mehr werden. Und ebenso die Begegnungen.

Der Dokumentarist hat einige teils in den Medien bekannt gewordene und auf Video aufgenommene Begegnungen für seinen Film organisieren können. Er hat aber auch Footage, das Wölfe in Sichtweite von Menschen zeigt, ohne dass diese jene wahrnehmen würden. Wie denn ein wichtiger Strang der Dokuerzählung das Material aus Wildkameras ist, besonders nachts sieht es gespenstisch aus, alles nur Schwarz und Grau und die weiß leuchtenden Augen von Wölfen, Hirschen, Dachsen, Wildschweinen.

Weitere Elemente des Filmes sind Ausschnitte aus einer Anhörung zum Thema Wolfsmanagement und Wolfsmonitoring im Bundestag, die Systematik der Untersuchung von toten, vor allem überfahrenen Wölfen in einem spezialisierten Institut, eine Führung in der freien Natur mit einem unterhaltsamen Wolfskundler, Begegnungen mit Schafshirten als den vielleicht am stärksten von der Ausbreitung des Wolfes Betroffenen, Aufnahmen von Demonstrationen von Seiten der Almwirtschaft, Ausschnitte aus einem Film aus Kanada von Wölfen nach einem harten Winter.

Es kommt der Begriff des evidenzbasierten, wissenschaftlichen Wolfsmanagements vor und es gibt die beruhigende Info, dass der Mensch nicht ins Beuteschema des Wolfes gehöre. Warum aber der Wolf zum Bösen und also zum mutmaßlichen Beutschema des Menschen geworden ist, das kann der Film zwar feststellen, nicht aber erklären.

Zwischendrin gibt es wunderbare Naturaufnahmen zum Niederknien. Es ist ein Film teils noch aus der Covid-Zeit, als die Menschen Masken trugen und der Film selbst hat irgendwann den Reiz der Drohnenaufnahmen entdeckt und weidlich genutzt. Von oben sieht man oft besser und mehr, wie sich eine Schafsherde bewegt, das ergibt als Beifang neckischen cineastischen Zuwert.

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