Deutsche Befehle
schallen über das Mittelmeer, 31 Seemeilen außerhalb der Gewässer Libyens; aber auch auf Englisch: „We tell you what to do“, „“You make a good job“, „Not touch the ship“ „You do it good“ – immer und immer wieder.
Seenotretter und die Mannschaft des Schiffes Eleonore haben ein Gummiboot mit 101 Flüchtlingen gefunden, das ohne Motor in den internationalen Gewässern treibt. Von der Eleonore aus rast ein kleines Motorboot dorthin. Seerettung ist eine disziplinierte Sache. Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren, keine Panik, Rettungspanik, auszulösen.
Es können nicht alle Männer – Frauen und Kinder sind keine dabei – auf einmal gerettet werden. Vor allem müssen die Leute sich setzen; ein Befehl, der immer wieder erschallt, auf Englisch, auf Arabisch.
Zuerst werden orangenfarbene Rettungswesten verteilt. Die reichen nicht. Also fährt das kleine Boot zur Eleonore zurück und besorgt sich weitere. Indessen fährt die Eleonore näher an das schwabbelige Gummiboot heran. Es setzt ein Shuttleverkehr ein, jeweils 6, dann 8, dann sogar zehn Flüchtlinge werden geholt.
Die Spannung steigt, wie sich ein mächtiges Boot von der libyschen Küstenwache bedrohlich nähert. Da droht kurz Panik unter den Männern im Gummiboot auszubrechen.
Dieser Rettungseinsatz vom 26. August 2019 wird dokumentiert von Jonathan Schörnig, der einen zweiten Kameramann dabei hat – und versucht den Geretteten und den zu Rettenden nicht im Wege rumzustehen; eine kitzlige Angelegenheit. Zusätzlich hat er einige GoPros installiert. Er präsentiert die Bilder im Splitscreen-Verfahren, bis zu sechs Kameransichten können so gleichzeitig vom selben Zeitpunkt präsentiert werden. Es sind aber nicht immer alle Kameras an.
Der Film dokumentiert diese – geglückte – Rettungsaktion – in Originalzeit. Der Zuschauer wähnt sich ab und an als Gaffer, kann aber sein Gewissen beruhigen, indem er ja die Rettungsaktion selber nicht behindert.
Im Abspann wird die Geschichte forterzählt, von der nicht gestatteten Landung in Malta und in Italien. Erst nach Tagen, gelingt es dem Kapitän, die Situation als Notfall zu erklären, worauf, davon gibt es wieder Bilder, die Männer endlich an Land gehen dürfen. Wer weiß, was für Geschichten sie hinter sich haben. Eine solche – fiktive – wird in dem Film Ich Capitano erzählt.