2unbreakable (DOK.fest München 2024)

Wege der Jugend –
Wege ins Leben

Mit dem Hauptaugenmerk auf Joana und Serhat schildert Maike Conway, fernsehlich betreut von den Redakteuren Uschi Hansen und Jürgen Erbacher vom ZDF, auf dem Weg vom Teen zum Profisportler. Sie verbindet mit Ali, Said, Sankofa Crew München, The Saxonz Dresden und BGirl Joanna die Liebe zum Breakdance, ja die Besessenheit davon.

Ein roter Faden im Film ist die Etablierung des Breakdance als olympische Disziplin. Dieses Jahr in Paris ist es so weit. Allerdings ist der Film wohl vollendet worden, bevor Klarheit über die allfällige Teilnahme im Olympiakader herrschte. Dieses Ziel wird oft angesprochen, ob man dabei sein werde; es gibt harte Vorentscheidungen bei verschiedenen Battles. Da treten immer zwei Tänzer oder Tänzerinnen gegeneinander an und wer die schwierigsten Moves am perfektesten meistert, gewinnt, der andere ist raus.

Momentweise wirkt der Film wie ein glatter Werbefilm für die Sportart mit eindrücklichen Acts und mit Statements, die diesen Sport und das Gemeinschaftsgefühl, das er vermittle und überhaupt wie schön das Tanzen sei, über den grünen Klee loben.

Der Film wird momentweise ganz anrührend, wenn er ins Privatleben von Joana und Serhat hineinschauen darf, ja, da wird es kurzfristig brisant politisch, denn Serhat ist uigurischer Abstammung, lebt mit seiner Mutter in Kiefergarten bei München und nimmt auch Teil an Demonstrationen gegen die Unterdrückung der Uiguren vorm chinesischen Konsulat in München. Nicht nur, dass er ein athletischer Typ ist, das Schicksal der Uiguren und dass er hier im freien Westen leben kann, ist für ihn zusätzliche Motivation in Richtung deutsches Kader für Olympia. Seine Mutter unterstützt ihn, muss aber schlucken bei der Entscheidung des Sohnes für den Profisport gegen das Studium an der Fachhochschule. Inzwischen lebt er vom Sport, er unterrichtet auch.

Joana dagegen schafft es, beides unter einen Hut zu bringen, nicht nur studiert sie und unterrichtet ebenfalls Breakdance, sie managt auch den Umgang mit ihrem Freund und dessen Tochter. Auch hier spielt eine traurige Geschichte mit, die biologische Mutter von Xenia ist kurz nach der Geburt gestorben und Joana übernimmt die Mutterfunktion. Auch Joana hat Migrationshintergrund, sie stammt aus Bulgarien.

Der Film fängt irgendwann in den Zehner Jahren dieses Jahrhunderts an, da schlafen die Kids bei Wettbewerben noch im Massenlager auf dem Boden und in Schlafsäcken und eine Flatulenz erheitert die Kids. Der Film lässt aber auch ablesen, wie dieser Sport sich auf dem Weg der Professionalisierung – und damit wohl der Reglementierung – befindet, auf dem Weg ins Establishment. Was der Enthusiasmus-Erfahrung der Jugend, die diesen Weg mitgeht, wohl kaum Abbruch tun dürfte. Dennoch werden Ernährungs- und Verletzungsfragen ernsthafter und elementarer. Worum sich Kids mit 15, die einfach Lebensenergie ausdrücken wollen, wohl eher weniger kümmern.

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