Lebenslinien: Christian Neureuther & Rosi Mittermaier – Eine unsterbliche Liebe (Montag, 22. April 2024, 22.00 Uhr)

Aufguss und Nachschlag

Auch nach ihrem Tod ist von Rosi Mittermeiers umwerfendem und gewinnendem Charme, wie in den Lebenslinien von 2018 zu sehen, nichts verloren gegangen. Man soll nichts wegwerfen. Der BR versteht sich auf Zweitverwertung, schiebt nach dem Tod von Rosi einen Aufguss mit Nachschlag nach.

Es gibt viel Zweitverwertbares aus den ersten Lebenslinien, ebenfalls von Daniela Agostini, inklusive Beibehaltung der unerlässlichen Werbewapperl bei solchen Markenbotschaftern oder in welcher Schublade auch immer sich ehemalige Sportgrößen verkaufen. Die sollen ihr Geld für die Kapitalisten (die Marken und deren Eigentümer) verdienen. Ein öffentlich-rechtlicher Sender müsste mehr Sensibilität zeigen, was er an Wapperln in so einem Film drin lässt (selbst wenn er sich juristisch absichert), besonders, wenn es um Zweitverwertung geht.

Ansonsten gibt es auf dieser Promi-PR-BR-Plattform nett Werbung für die Kinder der beiden berühmten Sportler. Das heile Familienleben soll weiter zelebriert werden. Und es ist ja auch schön, nicht nur, wenn eine Liebe auf den ersten Blick (sie damals 15, er 16) ein Leben lang hält. Das ist eine Seltenheit, eine Rarität. Vorzeigeglück vor und in Vorzeigelocations. Heile Welt, das war sozusagen das Markenzeichen der ehemaligen Ski-Asse.

Da ist es aber dann doch verwunderlich, dass Regisseurin Daniela Agostini aus dem Witwer Christian Neureuther nicht mehr als Plattitüden rausholt. Kein ernstes Wort über die Trauer. Kein ernstes Wort über den Verlust. Nur das Motto, die Rosi hätte gewollt, dass er lustig weitermache. Da ist man doch einigermaßen fassungslos, dass der Tod der Lebensgefährtin, gerade bei so einer ungewöhnlichen und ungewöhnlich langen Liebe, wie spurlos am Hinterbliebenen vorübergeht, bis auf ein paar etwas brüchigere Momente. Von Trauer- und Verlustarbeit kein Wort.

Die Redaktion sollte sich stärker bewusst machen, dass solche Protagonisten von Lebenslinien davon leben, dass sie prominent sind und dass eine dreiviertelstündige Personality-Sendung am TV diese Prominenz und damit deren Geschäftsmodell untermauert. Da darf sich der Zwangsgebührenzahler dann schon darüber ärgern, dass andere Leute mit der ihm abgeluchsten Zwangsgebühr ihr Geschäft ausbauen können, umso ärgerlicher, wenn wie hier, so gar nichts geboten wird außer Heileweltmalerei, die so nicht haltbar ist und von der kein Mensch glaubt, dass nach so einer Liebe die Trauer und die Verlustverarbeitung nicht weiter nennenswert sei.

Jedenfalls werden die Werbefritzen hinter den Markenbotschaftern sich hinhocken mit der Stoppuhr und messen, wie lange ihr Wapperl zu sehen gewesen ist.

Erfrischend ist es noch jedes Mal, die Rosi wieder zu sehen mit ihrem unwiderstehlichen, direkten Charme. Aber dazu brauchen wir kein öffentlich-rechtliches Fernsehen, dazu gibt es genügend Material auf Youtube. Es wäre also nicht nötig, für dieses Filmchen mit so bescheidenem Content, das Trauer und Verarbeitung von Verlust so oberflächlich wegschiebt, Zwangsgebührengelder einzusetzen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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