„Tief in der Scheiße“
steckt Manuel (Gianmarco Franchini). Er ist der Adoptivsohn von Daytona (Toni Servillo), der offenbar einen Ruf zu verlieren hat, aber wohl auch nicht so reich ist, dem Manuel seine Wünsche nach teuren Konsumartikeln zu erfüllen.
So verdingt sich denn Manuel als Stricher und Dealer, was sein Adoptivvater auf gar keinen Fall erfahren darf. Polizisten, die Manuel erwischen und die selber tief in Korruption verwickelt sind, zwingen Manuel, für sie in einer dubiosen Disco versteckte Handyaufnahmen von einer gewissen, offenbar prominenten Person zu machen. Anonym bleibt deren Auftraggeber; der taucht nur in Form eines Mittelmannes auf.
Dadurch definiert sich die Ausgangslage für den Protagonisten, dass er tief in der Scheiße sitze, indem er plötzlich in einem Gespinst von Abhängigkeiten agieren muss, aus dem er nicht mehr rauskommt. Da Manuel abhaut, ist das Gespinst hinter ihm her. Geläufiges Thrillerschema.
Die Autoren Stefano Bises und Stefano Sollima, welch letzterer auch die Regie führt, scheinen sich primär für dieses Schematische am Thriller zu interessieren; und insofern nicht allzu sehr für die individuellen Lebensentwürfe und Problematiken oder Macken; das hat zur Folge, dass die Akteure ab und an wie im luftleeren Raum zu agieren scheinen. Das zeitigt typische Thrillersätze wie: „Den Jungen werdet Ihr nie finden. … Die Polizei wird gleich hier sein. Bringen wir die Sache zu Ende. … Und seitdem sind die hinter mir her. … Ich muss meine Kunden beruhigen, ich brauche das Video in zwei Stunden. … Ich mach mir aber Sorgen, Masco, merkst Du nicht, dass die Kacke am Dampfen ist. … Ich weiß, dass der Junge ein Problem darstellt. Aber wir haben noch andere Probleme. … Also finden wir erst diesen kleinen Wichser. … Dein Vater hat meinen Sohn auf dem Gewissen. Ich hab 12 Jahre im Knast gesessen deswegen. … Ich hab deinen Sohn; falls der mich in was reingezogen hat, bring ich erst ihn um und dann dich. … Wenn du dich rührst, schlitze ich dich auf. … Lass deine Hände am Lenker. … Machen wir, dass wir verschwinden. … Ich finde, ein Vater, der einen Sohn hat, der sowas tut, muss ein Scheißvater gewesen sein. …“, also Sätze (in der routinierten deutschen Synchro), die in jedwedem beliebigen Thriller verwendet werden können.
Einen besonderen Reiz bezieht der Film daraus, dass rund um Rom die Wälder brennen, das ist nicht aus der Luft gegriffen und wohl auch nicht, dass ständig der Strom ausfällt. Reizvolle Zutaten zu dem Gespinst von Abhängigkeiten, die der Film aufzudröseln versucht. Der Titel Adagio erschließt sich mir allerdings nicht.