Sich entschuldigen und Optimismus verbreiten
Dem Vielfilmschauer droht bei diesem Film von Soleen Yusef die Moral der fördernden Fernsehanstalten aufzustoßen, denn die vier öffentlich-rechtlichen Redakteure wollten bestimmt ein Wörtchen mitreden.
Insofern ist für den Vielkinoseher der Film gleich in die Ecke von Fernsehproduktionen zu stellen. Zu moralinisch stößt ihm die ständige Entschuldigerei auf, dass Menschen, die Fehler gemacht haben, sich im Nachhinein für diese entschuldigen. Aber vermutlich immunisieren sich Kids, das Zielpublikum, von Natur aus gegen dergleichen; ist also nur für die moralische Selbstversicherung der Redakteure gedacht.
Auch wird direkt und offensiv das Ausländer-Thema, das hier behandelt wird, angesprochen. Die fabelhafte Protagonistin Mona (Dileyla Agirman) gibt immer wieder erklärende Kommentare direkt in die Kamera.
Mona ist von Natur aus ein Fußballtalent. Ihre Familie ist aus der syrisch-kurdischen Region um Kamishli nach Deutschland geflüchtet. Sie scheinen schon so lange in Deutschland zu sein, dass sie dieses typisch gebrochene Deutsch sprechen – in etwa; was zwar dezidiert, nicht aber besonders realistisch rüberkommt. Mona erlebt das typische Ausländermobbing.
Der Hauptoptimist im generell exzellenten Cast, gerade auch, was die Teens betrifft, ist Herr Che (Andreas Döhler). Er glaubt an das Gute im Menschen, daran, dass Versöhnung und natürlich auch Entschuldigung möglich sind. Er kommt dahinter, dass Mona in die Frauenfußballmannschaft der Schule aufgenommen werden möchte, denn bald finden die Berliner Schülermeisterschaften statt.
Diese sind das dramaturigsche Movens der Geschichte, welche gegen Ende hin nochmal unnötig in die Länge gezogen wird mit einer Diebstahlgeschichte (verbunden mit einer Orgie an Entschuldigungen). Auch für einen temperamentvollen Jugendfilm wären 90 Minuten mehr als genug, umsomehr als hier, teils wirkt es etwas wie Anbiederung, das heutige Chaos an solchen Instituten möglichst lebensnah geschildert werden soll.
Die Konfliktlinie läuft zwischen Schulleitung einerseits, die sich ab und an am Ende der Langmut sieht, und der Mutter von Mona andererseits, die vor allem eine makellose Integration vorantreiben möchte mit ihrer Familie; also die sind beispielhafte Zuwanderer oder Flüchtlinge und integrationsbereit.
Der Film will in diesem Sinn Optimismus verbreiten und behauptet im Gegensatz zu all den ausländerfeindlichen Unken, dass Integration möglich sei, wenn es nicht am guten Willen fehle.
Dank dem überzeugenden und auch überzeugend inszenierten Cast kann es allerdings möglich sein, dass der Film den Kids, die ja so viele Filme noch gar nicht gesehen haben können, viel näher geht und sie berührt. Die Jugend fokussiert sich vermutlich ganz konzentriert auf die sie interessierenden Themen, wozu selbstverständlich auch die Hübschheit der einen oder anderen Darstellerin oder des einen oder anderen Darstellers gehören mag.
Ja, Lehrer Chen ist toll, wie Mona das erste Mal das Fußballtraining mitmachen soll und wie er sieht, dass sie nicht mal Fußballschuhe hat, ordnet er sofort ein Barfußtraining an. Öffentlich-rechtliches Drehbuchausländerdeutsch: glaubst Du bin ich dumm?