Ein Traum von Revolution

Bitteres Fazit

45 Jahre Somoza, 45 Jahre Ortega, eine Diktatur blutiger als die andere, das ist das bittere Fazit zur politischen Entwicklung in Nicaragua.

Dabei gab es 1979 einen weltweit beachteten und weltweit unterstützten Lichtblick, den Sturz der Somoza-Diktur und die Machtübernahme durch die Sandinisten.

In diesem rückblickenden Dokumentarfilm aus Deutschland bereichtet eine, die damals dabei gewesen ist: Petra Hoffmann. Sie war eine von 15 000 Brigadisten allein aus Deutschland, die die Sandinisten in ihrem Freiheitskampf 1979 in Nicaragua unterstützen und zum Zusammenbruch des alten Regimes beitragen.

Der Rückblick enthält spannendes Footage aus jener Zeit, Berichte aus dem Leben der Guerilleros. Da gibt es Parallelen zum Film Tanja – Tagebuch einer Guerillera, einer Deutschen, die den kolumbianischen Freiheitskampf der FARC unterstützt hat.

Ganz so undergroundig wird es hier nicht. Primär wollten die Deutschen helfen, das von Somoza ausgebeutete Land wieder aufzubauen. Es gab jede Menge Städtepartnerschaften. Und eine unerfreuliche politische Entwicklung. Reagan kommt in den USA an die Macht und fängt an, die Contras zu unterstützen, die die anfangs idealistische Ortega-Regierung boykottieren sollten; heute würde man wohl von asymmetischer Kriegsführung sprechen, wie versucht wurde, die Ökonomie zu blockieren mit Minen in Häfen, mit bewaffneten Contra-Rebellen. Die deutsche Politik unter Helmut Kohl unterstützt die Reagan-Politik. Das bringt die deutschen Idealisten in den Zwiespalt. Die Entwicklung gipfelt 1990 in der Abwahl der Sandinisten.

Hier fängt, so beschreibt es der Film, die Radikalisierung von Ortega an, den nur noch sein Machtanspruch und die Macht seiner Familie interessiert und der nur so die Möglichkeit sieht, wieder an die Macht zu kommen.

Folge davon sind ein inzwischen repressives System, das Opposition und Intelligenzia zur Flucht aus dem Land treibt. Es gibt eine denkwürdige Szene vom November 2022, die Verleihung einer Ehrendoktorschaft durch die Sorbonne an Dora Maria Téllez, die in dem Moment im dunkelsten Kerker Nicaraguas schmachtet.

Der Film ist fassungslos darüber, wie so eine Entwicklung zustande kommen konnte; will aber auch nicht wahrhaben, dass der ganze idealistische Einsatz von vor 45 Jahren womöglich völlig umsonst gewesen sein soll.

Viel Material von heute bezieht der Film auch aus Costa Rica, wohin sich ehemalige Sandinisten, die heute in Costa Rica im Kerker landen würden, geflohen sind. Fürs Gemüt gibt es berührende Gesangseinlagen, von Sängern und Sängerinnen der Revolution und der Nicaragüita.

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