Bouquinisten-Kino
Mit so einem Film ist heute nicht mehr Sensation zu machen wie vor Jahrzehnten noch. Zu übel hat sich die katholische Kirche mit ihren Missbrauchsskandalen präsentiert. Da kann das Thema der zwei Kirchen nicht mehr aufregen, dass extrem hübsche Frauen sich zur Kirche hingezogen fühlen und dann dort in die schauerlichsten Horrorgeschichten hineingeraten.
Bouquinisten-Kino meint, dass es ein Film ist, der irgendwann bei einem Bouquinisten an der Seine oder bei Ähnlichem von Schatzsuchern gefunden wird, die entzückt feststellen, schau mal da, wie ein Fan des Genres 2024 liebevoll dieses rekonstruiert, in die entsprechende Patina taucht, eine Kostbarkeit hingebungsvoll mit prima Feeling für das Genre hergestellt.
Der Geschichte wird ein wundervoller Roter Teppich ausgelegt. Sie spielt 1971. Die protestierenden Studenten in Roma, die Polizeiautos umwerfen und anzünden, sind eine Show.
Margaret, die wunderschöne Nell Tiger Free, kommt auf dem Leonardo-da-Vinci-Flughafen in Rom an. Da ist sie schon untergebracht mit dem Namen, die glanzvolle italienische Kulturgeschichte. Margret will den Schleier nehmen und den Eid ablegen. Sie wird bei Schwestern untergebracht, die ein Waisenhaus betreiben. Auch hier sind es alles wunderhübsche Mädchen in Schuluniformen, zu schweigen von der reinen Schönheit der Nonnen.
Arkasha Stevenson, die mit Keith Thomas auch das Drehbuch nach Figuren von David Seltzer geschrieben hat, geht mit großem Erzähleatem vor, setzt moderne Effekte passend zur historischen Patina, die den Film durchzieht, ein.
Mit einem Flittchen von Co-Schwester geht Margret anfänglich sogar in die Disco in einem großzügig ausgeschnittenen Glitzerkleid,fühlt sich aber nicht wohl drin.
Nach und nach bricht in die leichte, oft auf vergnügte Schwestern- und Priesterwelt die zweite Kirche ein. Der düsteren Bilder in unangenehmen Gemäuern werden mehr. Dieses Horrorgenre lebt vom Gegensatz von wunderbar leichter Welt, la farfalla deve volare, der Schmetterling soll fliegen, ist einer der Sätze, die Margaret auf Italienisch kann. Aber selbstverständlich wird er, der Schmetterling, brutal zu Boden gedrückt werden – und wie.
Arkasha Stevenson hat durchs Band überzeugende Besetzungen für die Rollen gefunden und sie ihrem Need verpflichtet. Es gibt Bilder von Margerita, da ist ihr Haar wild um ihren Kopf auf einem Bett drapiert, die erinnern an das Haupt der Medusa. Und das ist die Essenz des Genres, dass die Schönsten sich bei lebendigem Leib verbrennen, sich aus dem Fenster stürzen, dass sie Monster gebären. Es ist ein wundervoll, liebevoll gruseliges Horrormuseum, was Arkasha Stevenson hier eingerichtet hat.