Das Austauschbare
an einer Geschichte, das scheint Regisseurin Sam Taylor-Johnson nach dem Drehbuch von Matt Greenhalgh interessiert zu haben.
Während im Film Amy das ganz Eigene von Amy Whinehouse zum Teil in von ihr selbst gedrehten Videos besonders aus den Anfängen dokumentarisch zur Geltung kommt, arbeitet dieser fiktionale Film das Austauschbare, das Groschenelement, das Melodram heraus.
Hier scheint von Anfang an klar zu sein, dass die Sängerin Erfolg haben wird. Während sie in Amy den Gesang brauchte, um ihren Schmerz auszudrücken und Karriere sie gar nicht interessiert hat.
Die Amy hier im Spielfilm (Marisa Abela) ist eine, die die Anerkennung sucht, die dabei von Vater Mitch (Eddie Marsan) und Mutter (Lesley Manville) unterstützt wird. Viel Gewicht legt dieser Film auf die Liebesgeschichte zu Joey (Bronson Webb), erzählt sie wie eine Rührgeschichte mit ihren Aufs und Abs samt Heirat in Miami und Gefängnisbesuch und ständiger Abwehr der Paparazzis.
Was bei Amy unverblümt zum Ausdruck kommt, der Absturz der Sängerin durch Drogen und Alkohol, wird hier mehr gestreift, wird in Szenen inneren Monologes erinnert, um nicht ein allzu krasses Bild zu entwerfen.
Die Regisseurin bemüht auch das Bild vom gelben Kanarienvogel, dessen Käfig am Schluss leer ist oder das Bild vom Wolf. Sie erfindet Turtelszenen des Liebespaares und zeigt es beim Billard. Es ist ein Film, ein Künstlerbiopic, was durch die Nacherfindung oder Nachinszenierung austauschbarer Alltagssituationen in der Nähe von Celebrity-Trittbrettfahrerfilmen wie Priscilla oder beim Kafka-Film Die Herrlichkeit des Lebens anzusiedeln wäre. Ein Groschenroman erfunden nach einem berühmten Akteur oder einer berühmten Akteurin. Eine Geschichte, die Nähkästcheneinblicke in eine Promileben verspricht.
Dazu gehört auch die Tattoo-Szene oder innige Szenen mit Mama wie bei der Grammy-Verleihung oder dem Geschenk der Kette mit Brosche, aber auch ein Besuch am Grab der Mutter mit Vater. Es ist die Klatschspaltenvariante eines Biopics.
Außerdem scheint es ein budgetär beschränkter Film zu sein, der sich allzu gern auf Nah- und Innenaufnahmen kapriziert. Zum Unterschied gegenüber der harten Showrealität dürfte auch gehören, dass Amy im Original sicher nicht direkt nach dem Aufstehen schon perfekt geschminkt war und falsche Wimpern aufgeklebt hatte.