Chantal im Märchenland

Im Märchen lernen

Chantal (Jella Haase) und Zeynep (Gizem Emre) sind beste Freundinnen, Bitches, sind weder ehrlich noch gut zu einander, sie wollen Influencerinnen werden, das neue Gesicht für irgendein weibliches Konsumprodukt, sie sind auch Konkurrentinnen.

Sie leben in Sozialwohnungen, sind wenig gebildet, Chantal ist so ein richtiger Trampel. Sie sind zu alt für den Kinderhort und nicht weit genug für ein selbständiges Leben. Sie träumen davon, Social Media Queens zu werden. Sind faktisch asoziale Gören.

Von einem magischen Spiegel werden die beiden Protagonistinnen in ein Märchenland gesaugt und sind von da ab Prinzessinen und werden von Autor und Regisseur Bora Dagtekin durch einen rasanten Fleischwolf von Märchenparodien und Märchenpotpourri gedreht.

Die beiden Frauen haben ein Zeitfenster, nach welchem sie wieder in ihre Welt zurückfinden können. Bis dahin geht es turbulent zu und her mit Personal und Situationen aus jeder Menge bekannter Märchen von Dornröschen bis Aladin und die Wunderlampe.

Aladin (Mido Kotaini) wird dabei etwas mehr Platz eingeräumt und es ist nicht ganz klar, ob die Wunderlampe bloß ein Kochtopf ist und ob der Teppich, an dem Aladain am Weben ist, später auch fliegen kann; sicher ist nur, dass hier Ansätze zu einer märchenhaften Liebesgeschichte sich bemerkbar machen.

Zwischen den beiden Frauen liegt belastend tatsächlich ein unschöner Konflikt, indem die eine der anderen eine wichtige Nachricht vorenthält. Wird sich aber klären. Dazwischen spielt die moderne Social Media Welt ständig in die Märchenwelt hinein. Und der begehrenswerte Prinz in Ritterrüstung, Bosco (Max von der Groeben) steht erstaunlich wenig auf Frauen, ist erstaunlich wenig daran interessiert, diese „aufzureißen“. Aber nobody ist perfect und es gibt noch andere Dinge auf der Welt. Auch da ist diese Märchenwelt, die sich auf 1696 von Dornröschen zurückdatiert, erstaunlich modern und verlangt nach Tolerenz; während der notorische Menschenwunsch nach dem Jungbrunnen in ein Desaster mündet.

Gut möglich, dass dieser Gewaltsritt durch eine angezählte Märchenwelt zumindest bei der Jugend und mit viel Popcorn – das im Film vorhanden Procut-Placement lässt definitiv auf die Jugend als Zielgruppe schließen – bestens ankommt im Sinne eines Eskapismus von einer realen Welt, die uns nur noch mit den scheußlichsten Nachrichten aus der Ukraine und aus Gaza dauerversorgt. Dabei taumeln die Märchenbilder wiederum erstaunlich nah an Grundproblemen wie Freundschaft und Toleranz entlang.

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