Dream Scenario

Reizpunkt in der zwischenmenschlichen Bewusstseinswelt

Kristoffer Borgli kitzelt nach Sick of Myself wieder heftig einen Reizpunkt intermenschlicher Wahrnehmungswelten mit einem eindrücklichen, bärtigen Nicolas Cage als Professor Paul Matthews.

Matthews doziert selber darüber, wie es ist, innerhalb einer Gruppe auffällig zu sein oder unauffällig und was jeweils die Vorteile davon sein können. Er hat wohl ein Standardwerk zum Thema verfasst; auch das Thema der Ant-Intelligenz, also der Antelligenz spielt bei ihm eine Rolle.

Grade doziert Matthews an der Osloer-Akademie über die Sinnhaftigkeit der Streifen beim Zebra. Er ist glücklich verheiratet mit Janet (Julianne Nicholson). Die beiden haben zwei fast schon erwachsene Töchter. Diese sind der Nexus zur Social Media Welt, die im Kontext des Filmes eine wichtige Rolle spielen wird.

In den geregelten bürgerlichen Alltag dieser Akademikerfamilie hinein passiert Ungewöhnliches. Es fängt mit dem einen Töchterchen an, das einen Traum hatte, wie ihr Vater unbeweglich im Garten steht, unbeteiligt und dann sogar in die Höhe fliegt. Das mag noch angehen.

Bei einem Theaterbesuch mit seiner Frau spricht ihn eine Ex an; sie hatte auch so einen Traum von ihm. Diese Art von Rückmeldungen häufen sich; sie gehen an ihn direkt, an seine Frau seine Töchter.

Es wird von einer Traumepidemie die Rede sein. Durch diese Träume rückt der Dozent, der doch seine Ruhe haben möchte, immer mehr ins öffentliche Bewusstsein. Unerwünschte Starwerdung dank Traumepidemie.

Bei der nächsten Vorlesung wird er von den Studenten mit Applaus begrüßt. Aber wie das so ist mit dem Ruhm. Er kann kippen. Jemand wird hochgejubelt und im nächsten Moment wird er fallengelassen. Dann setzen die Social Media den Shitstorm ein. Überall wird Paul plötzlich gemobbt.

Es ist dieses Spiel mit den Unwägbarkeiten der öffentlichen Meinung, der Mehrheitsmeinung, der Schwarmintelligenz, ihre Unberechenbarkeit, deren Launen, die Kristoffer Borgli interessieren. Es sind die Saiten der öffentlichen Erregbarkeit wie des öffentlichen Wohlwollens, auf denen dieser Film, manchmal etwas zu versonnen, spielt und wie solche Prozesse sich dynamisch verselbständigen, wenig manipulierbar von außen. Dabei darf ein Begriff wie „Cancel Culture“ nicht fehlen. Es ist ein Szenario, ein Sandkasten, ein Spielplatz für den verspielten Filmemacher.

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