Einen Lehrer fertig machen
Cairo Sweet (Jenna Ortega) ist eine verwöhnte Göre, 18, noch Jungfrau. Sie wohnt faktisch allein in einem ausladenden Landhaus von der Art, wie man sie gerne als Location für Horrorfilme nutzt, in Tennessee. Allein ist sie, weil ihre reichen Eltern meist auf Geschäftsreise irgendwo in der Welt unterwegs sind.
Cairo Sweet brennt vor Sehnsucht nach Lust und Sex. Das kompensiert sie mit Literatur. Sie schreibt selber und konsumiert bevorzugt erotische Literatur. Ihren Frust will sie am Literturlehrer Jonathan Miller (Martin Freeman) auslassen. Der hatte selber mal literarische Ambitionen und hatte auch ein Buch – wenn ich das richtig verstanden habe: über Interpunktion – herausgebracht. Er lebt mit einer schreibenden Autorin zusammen.
Damit die Drehbuchexte, die Regisseurin und Drehbuchautorin Jade Halle Bartlett zum Thema erotische Literatur und Verführung von Studierenden durch Lehrkräfte nicht so ganz in der Luft hängen, hat sie noch den Lehrer Boris (Bashir Salahuddin) erfunden. Dieser wird angehimmelt von der Mitschülerin Winnie (Gideon Adlon), die sich von ihm entjungfern lassen möchte; was nicht allzu unerreichbar scheint.
Derweil treibt Cairo ihre Spiele mit Jonathan. Sie macht sich begehrt bei ihm, da sie nicht nur sein Buch gelesen hat, sondern sich auskennt mit erotischer Literatur, Henry Miller. Sie selbst schreibt einen unmissverständlichen Aufsatz.
Der Film von Jade Halley Bartlett tut sehr literarisch und kulturell; fischt aber nur die Lüstlingselemente, das Pornographische, aus den Texten heraus; verlässt den Bereich plumper Anmache nicht. Er erweckt den Eindruck des lüstern Möchtegernhaften.
Auch vom Sound her, gibt der Film eine Ambition zu erkennen, die er inhaltlich nicht erfüllen kann, genauso wenig wie mit dem Einsatz einer gewissen Künstlichkeit in der Beleuchtung oder im Umgang mit Nebeln.
Vielleicht ist es lediglich ein Film über Torheiten, die eine Verliebtheit mit sich bringt; denn dass Cairo den Lehrer zum vornherein fertig machen wollte, ist im Film auch nicht angelegt.
Da untersucht ein Film wie The Holdovers ein Lehrer-Schülerverhältnis doch mit einem viel klareren und analytischeren Ansatz – und kommt dadurch auch auf überraschendere und überzeugendere Resultate.
Hier sucht man vergebens im vielen Text nach auch nur dünnem Gehalt. Vielleicht ist Cairo auch nur aus Langeweile getrieben. So dass sich maximal das Porträt einer mental-kulturell verwahrlosten, verwöhnten, gelangweilten jungen Frau ergibt, die ihr einziges Potential im Zerstören und Kaputtmachen sieht; dummerweise läuft ihr Lehrer Miller über den Weg.