Wir waren Kumpel

Staubsaugen statt kohleabbauen –
5 Einzelschicksale

Diesen Film kann man sehen wie eine Vorgruppe zum Film „Vom Ende eines Zeitalters“ von Christoph Hübner und Gabriele Voss, der am 25. April ins Kino kommt und der den Wandel, also den Strukturwandel einer Region ins Zentraum seiner Betrachtung stellt, während hier im Film von Johannes Koch und Jonas Matauschek fünf Einzelschicksale näher unter die Lupe genommen werden im Übergang vom Ende des Kohleabbaus und der Zeit nachher.

Die Auswahl der Protagonisten scheint getroffen nach einem politisch und zeitgeistig korrekten öffentlich-rechtlichem Proporz verschiedener gesellschaftlich relevanter Gruppen: 1 Einwanderer aus Sri Lanka, für den die ersten 21 Jahre „Deutschland unter Tage“ bedeuteten, 1 Transfrau, die einen besonders harten Männerberuf suchte und wohl die einzige Frau im Kohleabbau war, 2 ganz normal verheiratete Heteromänner, die durch die Arbeit zu besten Freunden, zu Kumpels wurden und mehr Zeit miteinander und in großer Tiefe verbracht haben als mit ihren Ehefrauen und schließlich noch 1 unverheirateter Mann, der bei seiner Mutter lebt.

Die ersten 45 Minuten des Filmes widmen sich der Nostalgie, sie begleiten die Bergmänner und -frauen an ihren letzten Arbeitstagen vor Schließung der Zeche. Hier gibt es abenteuerliche Unter-Tage-Aufnahmen vom staubigen Abbau, von engen Gängen, fräsenden Maschinen, rollenden Bändern mit der Kohle und halben Autobahnen – und, oh Wunder, ein Pilz, der zwischen den Schienen wächst.

Dann ist Schluss im Schacht und der Film wendet sich gezwungenermaßen dem Privatleben seiner Protagonisten zu, die in gepflegten Häuschen oder in einem Fall auch in einer ebensolchen Hochhauswohnung leben.

Um dem Zuschauer anödende Talking-Heads zu ersparen, gibt es Toninterviews, die über Bildmaterial aus Arbeits- und Privatleben geschnitten werden.

Nach der Schließung der Zeche sieht man mehr als nur einen der Porträtierten beim Staubsaugen. Das erregt die Assoziation zum Staub von unter Tage.

Für die beiden titelgebenden Kumpels wirkt der Einschnitt wie eine Stunde der Wahrheit. Werden sie ohne einander können oder werden sie weiter miteinander können? Test wird eine Campingwagenfahrt nach Frankreich sein.

Generell scheinen die hier dokumentierten Einzelschicksale mit dem Wandel ganz gut zurechtgekommen zu sein und Lösungen gefunden zu haben, die sie eher fragen lässt, wie sie es es so lange in der Mine ausgehalten haben. Das wären vertiefenswerte Fragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert