Nino
ist ein 14-jähriger Junge, Milchbub mit Brille und versonnenem Gesicht, voller Irritation über das, was mit der Pubertät auf ihn zu und über ihn kommt, auf der Suche nach der männlichen Identität.
Nino fühlt sich zu einem Schulkameraden hingezogen. Heimlichkeiten, die nicht heimlich bleiben. Dafür misshandeln seine Jahrgangsgenossen ihn arg, denen sensiblere, tiefere Gefühle und Ahnungen offenbar verschlossen sind.
Mutter Elsa (María Soldi) zieht mit Nino und seiner Schwester Natalia (Martina Grimaldi) aufs Land zu Vater Ernesto (Cali Coronel). Der arbeitet mit Holz am Rande des Dschungels.
Der Film spielt in Argentinien. Nino besucht auf dem Land den Konfirmandenunterricht von Padre César (Adrián Ramllo). Bei ihm kann, darf, muss er auch beichten. In blumigen Worten erzählt der Padre von der Sünde, von Reinheit, Unreiheit und dass der Körper ein Tempel sei oder der Mensch ein Blatt oder ein Ast des Carobskoten. Es ist Ausdruck einer Erwachsenenwelt, die selber keinen befriedigenden Umgang mit der Sexualität gefunden hat und dies mit Scheinheiligkeit und schönen Worten bemäntelt.
Die Welt in diesem Film ist eine erotisch aufgeladene Welt aus der Perspektive von Nino, die Juan Sebastina Torales als Drehbuchautor und Regisseur entwirft und mit pointierter Kamera nachzeichnet.
Das sind anregende Szenen, wenn die erwachsenen, die hübschen Girlies und die kräftigen Holzarbeiter im Pool „blinde Kuh“ mit Personen-Erraten durch Ertasten spielen – aber da darf Nino, den es wohl mehr als alle anderen interessieren würde, nicht mitspielen.
Nino hat Erektionen und kann auch masturbieren. Ein Christusbild regt ihn dabei an. Er fühlt sich, je weniger er zurechtkommt mit der neuen Lebenssituation, zu den Männern hingezogen. Ein Fischer am Fluss hat es ihm angetan. Der mag ihn zwar, hat aber kein Verständnis für seine sensibleren Regungen.
Nino sucht Antworten bei Gott, aber der reagiert nicht. Vieles wird symbolistisch behandelt vom Film wie von der Erwachsenenwelt: die Almamula ist das, wohinter sich das erahnte erotische Geheimnis verbirgt. Es ist der Dschungel, in den Nino nicht hineindarf und in dem ein gewisser Panchito verschwunden ist. Der Wald ist gefährlich – und der mystische Wald für das Coming-of-Age sowieso.
Juan Sebastian Torales entwirft ein präzises Bild der Verlorenheit dieses jungen Mannes, der absolut sich selbst überlassen ist mit den aufkeimenden Gefühlen und Sehnsüchten, den Veränderungen im Körper und das in einer Erwachsenenwelt, die so tut, als kenne sie all das nicht, weil sie sich offenbar mit Minimalerotik oder mit Ausschweifungen abgefunden hat oder in dieser vibrierenden Welt längst abgestumpft ist.