Night Swim

Je klarer der Pool …

desto mehr glauben wir uns auf der sicheren Seite, desto mehr glauben wir, den Durchblick zu haben; da wir uns aber im Horrorgenre befinden, müssen wir damit rechnen, dass es mit unserem Rationalismus Schlitten fährt und genau das veranstaltet Bryce McGuire, der mit Rod Blackhurst auch das Drehbuch geschrieben hat. Und das zwar ziemlich fies, wenn auch nicht ohne Vorwarnung.

Gleich mit den ersten Bildern aus dem klaren Pool gibt uns Bryce McGuire zu verstehen, dass im Kino mit ein paar Kameradrehungen und dem Einfangen von Spiegelungen leicht ein Angriff auf unsere Perzeption gestartet werden kann.

Andererseits bestätigt er unseren Rationalismus, indem er das Leben der Protagonistenfamilie so öde schildert, wie es nur sein kann. Ray und Eve Waller (Wyatt Russell und Kerry Condon) suchen für sich und ihre Kinder Izzy und Elliot (Amélie Hoeferle und Gavin Warren) ein neues Zuhause.

Ray war Profibaseballspieler, hatte einen Unfall und ein Haus mit Pool wäre nicht schlecht. Es gibt im Kino nichts Öderes – und damit bestimmt Glaubwürdigeres – als eine Hausbesichtigung mit einer Maklerin, die pseudorationalisierend die Vorteile des Objektes von sich gibt.

Der Zuschauer aber weiß mehr. Beim Pool ist einmal Übles geschehen. Das hat der Film vorher schon, um sich auf die richtige Schiene zu setzen, mit den abgedroschenen Mitteln des Genres vermittelt; wähnt den Zuschauer somit auf der sicheren Seite; kennt man ja alles.

Dieses beruhigende, ja überhebliche Gefühl wird nun verstärkt durch Szenen, die erwartbaren Horror liefern mit dem Pool, dem Gatten, den Kindern. Das macht immerhin Eve ungehalten, sie recherchiert zur Geschichte des Hauses und landet schließlich bei Kay (Jodi Long), die eine weitere gesellschaftliche Dimension in den Film bringt, die Diplomatie, ein großartiges Ablenkungsmanöver, nach welchem es einen erwischt und man mit dem eigenen Rationalismus nicht mehr klar kommt und dem Sog des Filmes erliegt (es beschäftigen einen auch Themen wie Opferbereitschaft, Liebe und die Magie des Wassers und andere), der prinzipiell auch über Untiefen und klares bis trübes Wasser nachdenken und den damit verbundenen Urängsten nachspüren lässt, so dass man aus dem Kino auftaucht, wie nach einem langen, tiefen Tauchgang, ohne eine rationale Erklärung gefunden zu haben.

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