Niemand ist 29,
das ist eines der Bonmots über die Liebe und die Lüge in dieser Boulevard-Komödie von Will Gluck, der mit Ilana Wolpert auch das Drehbuch geschrieben hat. Auch Will Gluck ist nicht mehr 29 (er ist Jahrgang 78, aber darauf kommt es gar nicht an), es kommt darauf an, dass auch er schon dies und jenes an Techtelmechtel und Liebeständeleien gesehen und mitbekommen und wer weiß, selber erlebt hat, so dass er aus Distanz besehen eine ganz solide, recht systematische Komödie draus bauen kann, viel Bewährtes, aber was ändert sich schon in den Anbandeleien auf den Wegen zur Hochzeit oder gar zur Liebe des Lebens.
Es fängt beinah bepisst an. Protagonistin Bea (Sydney Sweeney) muss dringend mal, aber im Laden, wo sie nachfragt, wird sie abgewiesen, nur für Kunden. Obwohl sie sogar juristisch antworten kann, dass solche Geschäfte jedermann hier sein Geschäft verrichten lassen müssen. Es hilft nichts. Also will sie einen Tee bestellen, aber die Schlange ist lang.
Da meldet sich der, wie sich herausstellen wird, andere Protagonist, Ben (Glen Powell, auch er von nicht minder harmonischer Gesichtsschönheit wie sie); er gibt Bea als seine Gattin aus und bereitet ihr den Weg zum Klosschlüssel. Dort wird sie nicht einfach pinkeln, ein wilder Wasserhahn bespritzt ihr die Jeans.
Das wird eine rein komödiantisch gedachte Aktion, die Hose am Händetrockner wieder trocken zu bekommen. Man kann das wunderbar beschreiben, weil es auch sehr präzise, komödienpräzise inszeniert und gespielt ist.
Wenn auch das ganze Thema erst mal eher seicht daherkommt. Die beiden Protagonisten spielen das Paarspiel noch weiter mit dem Resultat einer wunderbaren Nacht; die mit einem abrupten Missverständnis endet.
So exponiert man eine Komödie. Darauf kann man aufbauen. Jetzt muss das Paar nur wieder zusammenkommen. Über Bekannte und Verwandte gelingt das. Beas Schwester Halle (Hadley Robinson) heiratet Claudia (Alexandra Shipp) aus Australien in Australien. Auch Ben ist auf anderem Wege eingeladen. Der Verwicklungen sind mehr. Und auch Beas Eltern wollen ständig deren Glück organisieren.
Bea und Ben fliegen im selben Flugzeug. Aber in getrennten Klassen. Hier macht es Will Gluck mächtig Spaß, eine besonders verfängliche Situation zu inszenieren.
In Australien werden Bea und Ben allen um sie herum ein Paar vorspielen, so die Verabredung, zur Vermeidung von Missverständnissen, was – garantierter Komödienmechanismus – zu noch mehr Verwirrung führen wird; es schwirren ja noch andere Exen herum.
Irgendwann weiß keiner mehr, ob jetzt die Lüge oder die Liebe zu ihm oder zu ihr gefallen sei. Es sind die alten Mechanismen und Schablonen über die Liebe, den Topf und den passenden Deckel, die temporeich und mit viel Footage von der Oper Sydney als Kulisse aufgekratzt über die Leinwand flattern.